Kristallisationspunkt nationaler Identität: Die Walhalla bei Regensburg

Blick auf die Walhalla aus südlicher Richtung

Katharina Schulze, die Spitzenkandidatin der volksfeindlichen Grünen zur bayerischen Landtagswahl 2023, steht mit ausgebreiteten Armen auf der Terrasse der Walhalla. Im Brustton der Überzeugung behauptet sie, in dieser Halle werde an die „gesellschaftlichen Heldinnen und Helden“ gedacht. Doch gleich im nächsten Satz beschwert sich die Obergrüne, dass man dort vor allem Büsten von Männern sehe, denn dieser zu beklagende Umstand sei heute schließlich etwas, „das sich durch unsere Gesellschaft“ ziehen würde.

Der grüne Wahlwerbespot zur Landtagswahl am 8. Oktober zeigt vor allem eines: Schulze hat überhaupt keine Ahnung, welche Persönlichkeiten in dieser Halle geehrt werden. Sie versteht weder den geschichtlichen Hintergrund noch den Zweck dieses Ehrentempels. Stattdessen missbraucht sie die Ruhmeshalle für ihre schäbigen ideologischen Zwecke. Doch was soll man auch von einer Person erwarten, die schon vor zehn Jahren dadurch in die Schlagzeilen geriet, dass sie zusammen mit einem Gesinnungsgenossen in München einen Gedenkstein zur Erinnerung an die deutschen Trümmerfrauen verhüllte? – Diejenigen, für die der Walhalla-Tempel einst gebaut wurde, würden sich heute voller Scham abwenden, könnten sie sehen, welches Zerstörungswerk am deutschen Volke die grünen Volksverräter anrichten.

Walhalla-Terrassen mit prächtigem Blick über das Donautal

Annäherung

Szenenwechsel. Vom Ufer der nach Norden abbiegenden Donau nähert sich der Besucher, gleich eines Prozessionsweges, dem malerischen Ehrentempel an. Am Hang des Bräuberges, zehn Kilometer östlich von Regensburg, führen gegenläufige Treppenanlagen mit abgestuften Terrassen hinauf zum Tempelportal. Durch die schrittweise Annäherung schaut der Besucher immer wieder in wechselnden Perspektiven hinauf auf das Denkmal. – So dachten es sich zumindest die Erbauer… Bei unserem Ortstermin Ende Juli kübelt es wie aus Eimern, deshalb fahren wir die Autostraße ganz hoch bis zum Touristenparkplatz und müssen dann nur noch ein kurzes Stück bis zum Gipfel hochgehen. Das soll an dieser Stelle unser Bild der Walhalla jedoch nicht trüben.

Bei unserem Besuch nähern wir uns der Walhalla also aus nördlicher Richtung. Die Außenfassade zeigt auf ihrem Nordgiebel die plastische Darstellung der Hermannschlacht, aus unserem Blickwinkel der erste Hinweis auf die mehr als zweitausendjährige deutsch-germanische Geschichte. Über den seitlichen Säulengang gelangen wir zur „Schokoladenseite“ der Walhalla: Wir stehen nun auf der Südseite mit der stützenden Terrassenfolge vor uns und einem herrlichen Blick über das Donautal. Die Plastiken des Südgiebels zeigen allegorisch die Errichtung des Deutschen Bundes nach dem Sieg über Napoleon. In diese Phase der „politischen Restauration“ nach dem Wiener Kongress 1814/15 fällt auch die Bauzeit der Walhalla, die in ihren Dimensionen das bis dato bedeutendste deutsche Nationaldenkmal im 19. Jahrhundert darstellte – Jahrzehnte bevor im „Denkmals-Hype“ des Deutschen Kaiserreiches das Hermannsdenkmal, das Niederwalddenkmal oder das Völkerschlachtdenkmal erbaut werden sollten.

Mit kritischem Blick inspiziert N.S. Heute-Redakteur Tim den klassizistischen Tempelbau

Geschichte

Der Bau der Walhalla wurde von dem bayerischen König Ludwig I. (Regierungszeit von 1825 bis 1848) in Auftrag gegeben und von ihm selbst finanziert. Bauleiter war der bayerische Hofbauintendant Leo von Klenze, seines Zeichens einer der wichtigsten klassizistischen Architekten des 19. Jahrhunderts. Deutschland war damals zersplittert in dutzende Königreiche, Herzogtümer, Fürstentümer und Freie Städte, doch immer lauter erhob sich der Ruf des Volkes nach einem gesamtdeutschen Nationalstaat. Ludwig, der einerseits natürlich nicht daran dachte, seine königlichen Rechte abzugeben, wollte mit der Walhalla einen Kristallisationspunkt deutscher Nationalität schaffen, in dem historische Persönlichkeiten „teutscher Zunge“ geehrt werden.

Die Einweihung des Denkmals erfolgte schließlich am 18. Oktober 1842, in Ludwigs 57. Lebensjahr, im 18. Jahr seiner Regierungszeit, nach insgesamt 35-jähriger Planungsphase und zwölfjähriger Bauzeit – so steht es jedenfalls in dem „Amtlichen Führer“, den wir am Eingang käuflich erwerben. Die Bezeichnung des Tempelbaus als „Walhalla“ geht übrigens auf einen Vorschlag des Schweizer Historikers Johannes von Müller zurück, den Ludwig noch zu seiner Zeit als Kronprinz sehr geschätzt hatte. Bereits zu Ludwigs Lebzeiten sorgte die Namensgebung für lebhafte Diskussionen: Warum wird ein nach griechischem Vorbild gebauter klassizistischer Säulentempel nach der Götterburg in der nordischen Mythologie benannt? So ganz konnte dieser Widerspruch niemals aufgeklärt werden.

Der Vollständigkeit halber soll noch erwähnt werden, dass zur Zeit des Dritten Reiches nur eine winzige Änderung an der Gestaltung des Innenraums vorgenommen wurde: Im Jahr 1939 fand die Büste des von Hitler sehr geschätzten Komponisten Anton Bruckner Aufnahme in die Sammlung. Zum 100. Jahrestag der Einweihung der Walhalla sollten 1942 zwar weitere Ergänzungen an der Büstensammlung stattfinden, doch das Vorhaben wurde aufgrund des Krieges zurückgestellt. Die Walhalla überstand den Bombenterror der Demokraten ohne Schäden und befindet sich somit bis heute in einem weitgehend originalen Zustand.

Innenraum

Die klassizistische Optik mit dem schlichten Marmorweiß der Tempelfassen verschwindet abrupt, sobald der Besucher durch das sieben Meter hohe Portal den prächtigen Innenraum der Ehrenhalle betritt. Er kann unmöglich sämtliche Eindrücke und Komponenten auf einmal einfangen, nur Schritt für Schritt kann er sich herantasten und die Bedeutung der verschiedenen Symbole, Allegorien, Statuen und Büsten in sich aufnehmen.

Unser Blick soll die einzelnen Elemente von oben nach unten einfangen (auch wenn das bedeutet, dass man einen steifen Hals bekommt, die Empore im ersten Stock ist für Besucher nämlich nicht zugänglich). Die Decke symbolisiert einen schimmernden Sternenhimmel, der den Thronsaal beschirmt. Wohl damit der Name des Tempels nicht ganz von seiner Ausstattung entkoppelt ist, bezieht sich der plastische Schmuck der Dachzone auf die germanische Mythologie. Der Besucher erblickt hoch oben Walküren als Trägerfiguren der obersten Balken sowie als Giebelschmuck verschiedene bekannte Gestalten aus der nordischen Mythologie.

Auf der Ebene der Walküren müssen sich jene geehrten Persönlichkeiten der deutschen Geschichte, von denen nach damaligem Wissensstand keine authentischen Bilder überliefert sind, mit einfachen Schrifttafeln begnügen. Für Ludwig als Initiator und Finanzier der Walhalla war es nämlich sehr wichtig, dass die Büsten das wahrhafte Porträt der geehrten Persönlichkeit zeigen, wie es auf historischen Gemälden, Stichen, Münzen oder Grabmälern zu sehen ist. Unterhalb des Obergeschosses zieht sich ein umlaufender Fries mit Szenen aus der germanischen Frühgeschichte fast durch die ganze Halle.

Ebenerdig befinden sich an den Seitenflügeln sechs Viktorien-Statuen, womit das Sammelsurium verschiedener mythologischer Elemente schließlich noch um die römische Siegesgöttin bereichert wird. Nebst acht mehrarmigen Kerzenständern fallen dem Betrachter die zwölf weißen Marmorsessel in den Blick. Die Sessel verweisen auf die Rolle der Walhalla als einen himmlischen Heldensaal, in dem sich die unsterblichen Heroen auf den für sie bereiteten Sitzen versammeln – und weil die Sessel nun mal für unsere Helden reserviert sind, dürfen normalsterbliche Besucher darauf nicht Platz nehmen.

Bevor wir uns endlich den „Walhalla-Genossen“ zuwenden, widmen wir uns einer Statue, die angesichts seiner Größe und seinem Aufstellungsort gegenüber allen anderen hervorgehoben ist: Seit 1890 thront im Zentrum seiner Schöpfung die Statue Ludwigs I., die dort 22 Jahre nach seinem Tod aufgestellt wurde. Die herausgehobene Position des Walhalla-Stifters steht allerdings im Widerspruch zum Willen des Königs selbst, wonach allen Persönlichkeiten in der Walhalla gleichwertig gedacht werden sollte.

Blick in die Ehrenhalle

Walhalla-Genossen

Das Herzstück des Ehrentempels ist die Versammlung der mittlerweile 132 Büsten – die sogenannten „Walhalla-Genossen“. Wer hier verewigt ist, der hat sich tatsächlich unsterblich gemacht. Die Sammlung umfasst die Porträts bedeutender Herrscher, Politiker, Feldherren, Schriftsteller, Komponisten, Maler, Bildhauer, Baumeister, Erfinder, Wissenschaftler, Forscher, Philosophen, Theologen, Rechtsgelehrter und Kaufleute aus allen Epochen deutscher Geschichte – darunter übrigens auch einige Frauen. Ludwig hatte klare Vorstellungen, wie die Büsten auszusehen hätten: Als Baumaterial durfte nur feinster Carrara-Marmor verwendet werden, für alle Büsten waren eine einheitliche Größe und einheitliche Beschriftungen vorgegeben.

Natürlich durchliefen alle „Bewerber“ um das Amt des Walhalla-Genossen zunächst ein strenges Auswahlverfahren: Verschiedene Historiker legten Listen an, welche historischen Persönlichkeiten Aufnahme in die Sammlung finden sollten; die Entscheidung traf letztlich Ludwig selbst. Im zersplitterten Deutschen Bund mit seinen vielen Einzelstaaten musste für den Begriff der „deutschen Nation“ zunächst ein Kriterium gefunden werden, womit die Staatsgrenzen der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts überwunden werden konnten. Schließlich wurde die deutsche Sprache als allgemein verbindendes, charakteristisches und kulturell prägendes Element eines Volkes herangezogen, um den Kreis der geehrten Heroen einzugrenzen. Somit konnte jede Persönlichkeit „teutscher Zunge“ Aufnahme in die Büstensammlung finden, also auch Niederländer oder Flamen.

Die „Walhalla-Genossen“

Gemäß der ursprünglichen Konzeption als ein „offenes Denkmal“ wird der Kreis der Walhalla-Genossen auch heute noch alle paar Jahre um eine weitere Person ergänzt. Dabei spielen im heutigen Berliner Regime auch ideologische Aspekte eine Rolle, was schon daran zu erkennen ist, dass die 2003 aufgestellte Büste von Sophie Scholl, stellvertretend für alle „Widerstandskämpfer“ gegen das Dritte Reich, optisch eine herausgehobene Position innehat.

Die Initiative für die Aufstellung einer neuen Büste liegt angeblich bei der „Bevölkerung“, doch wie so oft im Parlamentarismus ist auch hier die angebliche Entscheidung des Volkes nur ein Feigenblatt. Das Bayerische Kultusministerium, wo die Vorschläge eingereicht werden können, leitet die Namen der Walhalla-Aspiranten nämlich an die (quasi-staatliche) Bayerische Akademie der Wissenschaften weiter, die ihre Empfehlungen wiederum der Bayerischen Staatsregierung mitteilt; die Entscheidung fällt schließlich der Ministerrat mit einfacher Mehrheit.

Rund zwei Drittel der Büsten des heutigen Bestandes waren bereits bei der feierlichen Eröffnung vor 180 Jahren in der Walhalla versammelt. Die deutschen Heroen überstanden die Abwicklung des Deutschen Bundes und des Königreichs Bayern, das Deutsche Kaiserreich, die Weimarer Republik, die NS-Zeit und zwei Weltkriege – und sie werden auch noch dort versammelt sein, wenn kein Mensch mehr weiß, wer Katharina Schulze war.

Erstveröffentlichung in N.S. Heute #38

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