Als „Nacht der langen Messer“ wird in Deutschland zumeist der sogenannte „Röhm-Putsch“ bezeichnet, der allerdings gar kein Putsch im eigentlichen Sinne war – nicht einmal ein „Ravioli-Putsch“.
Die Umstände, welche zu den Ereignissen des 30. Juni 1934 führten, waren mannigfaltig und sind ebenso wie der Ablauf selbst bis heute nicht restlos historisch aufgearbeitet, sondern immer wieder nur unter gewissen Aspekten und zu gewissen Details behandelt worden. Selbst die Zahl derer, welche im Zuge dieser Ereignisse umgekommen sind, ist bis heute umstritten. Verschiedene Quellen sprechen von 77 Personen, andere von bis zu 200. In der „Nacht der langen Messer“ (die Bezeichnung geht auf Adolf Hitler selbst zurück) wurde auf Befehl des Reichskanzlers die Führung der SA, an deren Spitze der Stabschef Ernst Röhm stand, verhaftet und zum Teil erschossen. An Röhms Verhaftung im oberbayerischen Bad Wiessee war Hitler sogar persönlich beteiligt.
Ernst Röhm: Haudegen und umstrittener SA-Führer in der „Kampfzeit“
Ernst Röhm, Jahrgang 1887, kämpfte im Ersten Weltkrieg als Offizier, unter anderem vor Verdun. Im Jahr 1919 diente er im Freikorps Epp, zu dieser Zeit lernte er auch Adolf Hitler kennen und wurde einer von nur ganz wenigen „Duzfreunden“ des späteren Reichskanzlers. Röhm beteiligte sich maßgeblich an den Ereignissen des 9. November 1923, indem er als Führer eines Sonderkommandos das Münchener Wehrkreiskommando VII besetzt hielt. Dafür erhielt er 1933 den „Blutorden“ mit der Ausgabenummer 1.
Ab 1924 Mitglied im Reichstag, schlug er sich von 1925 bis 1928 privatwirtschaftlich durch, ging als Militärberater nach Bolivien und kam auf Bitten Adolf Hitlers zurück nach Deutschland, wo er 1931 den Posten als Stabschef der SA übernahm. Interessant ist die Frage, warum Röhm von Hitler zum Stabschef ernannt wurde, obwohl die beiden ab spätestens 1924 verschiedene Vorstellungen von der Aufgabe der Sturmabteilung hatten. Hitler sah die Aufgabe der SA im Saalschutz und in der Propaganda, Röhm eher als Wehrverband und Volksmiliz. Dass Röhm dennoch mit dieser herausgehobenen Funktion betraut wurde, lag wohl an seiner militärischen Führungskraft und an inneren Querelen der SA (Stichwort „Stennes-Putsch“), die von Röhm befriedet werden sollten.
Obwohl Röhms Homosexualität spätestens seit 1924 – zumindest intern – bekannt war und sogar 1931/32 zu öffentlichen Skandalen führte, hielt Hitler weiter an seinem Duzfreund fest (was für den Autor dieser Zeilen nicht nachvollziehbar ist). In der erweiterten SA-Führung fand Röhm auch deshalb Rückhalt, weil er ab 1931 viele seiner Vertrauten und zum Teil ebenfalls homosexuellen Freunde dort installierte. Während sich Röhm und sein engeres Umfeld als eine „Spartanische Bruderschaft“ sahen, schrieben Teile der deutschsprachigen Presse von einer „Schwulen Bruderschaft“ in der Sturmabteilung. In der Masse der SA und der NSDAP wurden diese Meldungen als angebliche Lügen verworfen und ansonsten nicht weiter thematisiert, waren doch gerade die Männer der SA eher an Kampf und Revolution interessiert als an derartigen Diskussionen. Röhm, der grundsätzlich antikapitalistisch eingestellt war und von Adel oder Besitzbürgertum inklusive dem Großkapital herzlich wenig hielt, spielte das natürlich in die Hände – was übrigens auch immer wieder zu Meinungsverschiedenheiten mit Hitler führte, Röhms Loyalität zu seinem „Chef“ und Duzfreund aber nie berührte.
Röhm baute die Sturmabteilung in den Jahren 1931 bis 1933 kräftig aus: von 77.000 Mann bei der Übernahme der SA war die Truppe im Januar 1933 bereits auf 430.000 Mann angewachsen; bis Juni 1934 waren es sogar 4,5 Millionen (im Gegensatz zur NSDAP hatte es bei der SA nach der Machtübergabe zunächst keinen Mitgliederstopp gegeben). In den Folgejahren sank die Zahl der SA-Männer allerdings wieder – auch bedingt durch die Ereignisse des 30. Juni 1934 – auf etwas unter 1 Million.
Nach der Machtübergabe 1933 verfolgte Röhm den Ausbau der SA als Volksmiliz beziehungsweise Volksarmee im revolutionären Sinne weiter und forderte nun eine sozialistische „Zweite Revolution“, was allerdings auf großen Widerstand in Teilen der NSDAP und vor allem der Reichswehr stieß. Hatte es bereits 1932 Pläne von Walter Buch (ab 1934 oberster Parteirichter der NSDAP) und anderen gegeben, Röhms homosexuelles Netzwerk in der SA-Führung zu zerschlagen, welche aber nicht zur Umsetzung gekommen waren, sammelte nun unter anderem der SS-Führer Heinrich Himmler belastendes Material gegen Röhm und seine Entourage. Himmler verfolgte dadurch auch eigene Ziele, sich seines einflussreichen Konkurrenten zu entledigen.
„Röhm, du bist verhaftet!“
Eine Mischung aus pragmatischen Erwägungen und unterschiedlichen Ansichten zur Fortführung der „nationalsozialistischen Revolution“ führte schließlich dazu, dass Adolf Hitler seinen Duzfreund Ernst Röhm im Interesse seiner weiteren Pläne fallenließ und beschloss, Röhm mitsamt seinem Umfeld und die SA als Machtfaktor im Reich auszuschalten. Unabhängig von der Homosexualität Röhms, war die Forderung einer „Zweiten Revolution“, also eine komplette Umformung der Gesellschaft nach sozialistischen Gesichtspunkten, die eine viele Jahre anhalte Beunruhigung im Staat bewirkt hätte, sicherlich das entscheidende Argument aufseiten Hitlers, um für Ruhe im Staat und in der Partei zu sorgen – und das mit radikalen Mitteln.
Nach der Festnahme Röhms und anderen höheren SA-Führern bei einer Besprechung in Bad Wiessee, wurden nach dem Stichwort „Kolibri“ weitere Personen verhaftet, die auf vorbereiteten Listen standen, und teilweise innerhalb von 24 Stunden erschossen. Darunter waren nicht nur höhere SA-Führer, sondern auch einige SS-Männer, der ehemalige Reichskanzler der Weimarer Republik Kurt von Schleicher oder Gregor Strasser, Vorgänger von Dr. Robert Ley als Reichsorganisationsleiter der NSDAP.
Hitler stürmte persönlich in das Zimmer des schlafenden Ernst Röhm in Bad Wiessee und stieß mit vorgehaltener Pistole die Worte hervor: „Röhm, du bist verhaftet!“ Dieser wurde zunächst in Stadelheim inhaftiert. Als Röhm sich am 1. Juli 1934 weigerte, sich mit einer in der Zelle bereitgelegten Pistole selbst zu richten, wurde er vom späteren Obergruppenführer Theodor Eicke auf persönlichen Befehl Adolf Hitlers erschossen. Ob die letzten Worte von Ernst Röhm tatsächlich „Heil Hitler!“ lauteten, ist bis heute unbelegt.
Revolutionen fressen ihre eigenen Kinder
Ein interessantes Detail, das weitläufig unbekannt sein dürfte, ist die folgende Tatsache: Die Hinterbliebenen und Familien jener, die in der „Nacht der langen Messer“ umgekommen sind, wurden fortan durch einen Sonderfonds versorgt, der durch den späteren SS-Obergruppenführer Franz Breithaupt verwaltet wurde. Schließlich hätten sich die Liquidierten, so die Auffassung der NS-Führung, trotzdem Verdienste für Deutschland und für die nationalsozialistische Bewegung erworben.
Letztlich zeigt das Geschehen vom 30. Juni 1934, das in jedweder „Revolution“ schließlich die „eigenen Kinder“ gefressen werden. Die Schutzbehauptung durch führende Stellen im Reich, die Homosexualität Röhms und seiner Entourage habe eine Gefahr dargestellt, der man sich habe entledigen müssen, reichte anscheinend einem großen Teil der Öffentlichkeit als Begründung für die beschriebenen Ereignisse aus. Tatsächlich hätte man dieses „Problem“ aber schon viel früher (nämlich ca. 10 Jahre zuvor) lösen können. Der wirkliche Grund für die Ereignisse liegt deshalb an den unterschiedlichen Zielsetzungen und persönlichen Befindlichkeiten innerhalb der NS-Bewegung nach der Machtübergabe am 30. Januar 1933.
Unabhängig von der Person und dem Charakter Röhms, diskutieren noch heute Historiker und Nationalisten der sozialistischen Prägung darüber, was wohl die „Zweite Revolution“ ausgelöst und bewirkt hätte, wenn sie so durchgeführt worden wäre, wie sie in jenen Kreisen der SA und der NSDAP gefordert wurde. Als gesichert gilt jedoch, dass auch in der alternativen Version einer „Zweiten Revolution“ Adolf Hitler als „Führer“ gesetzt und unbestritten war, sodass nicht von einem drohenden „Putsch“ gegen ihn ausgegangen werden konnte.
Bleibt zu hoffen, dass, wenn es noch einmal einen politischen Umschwung in Deutschland geben sollte, dann nicht die eigenen Leute zum Opfer fallen. Allerdings ist eine solche Wende in Deutschland, auch bedingt durch die fehlende Einigkeit der Opposition, nicht abzusehen. – Und wenn es doch einmal dazu kommen sollte, planen einige der heutigen Oppositionellen schon jetzt mit der „berühmten“ Zugfahrt in die Schweiz, um nicht selbst Opfer von gewissen „Kameraden“ zu werden.
Erstveröffentlichung in N.S. Heute #41
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Ausgewählte Bücher und Zeitschriften: www.sturmzeichen-versand.de
Diese „Säuberung“ ist das tragische Ereignis unserer Bewegung. Es ist tatsächlich das Ergebnis von Intrige und Machtgier gewesen. Lange hatte sich der Kanzler gegen die immer wieder an ihn herangetragenen Verdächtigungen bzgl. eines ‚Aufstandes der SA‘ gewehrt. Aber die unbedacht (?) in der Öffentlichkeit gemachten Äusserungen von Röhm, der damit nur den Unmut innerhalb der SA deutlich machen wollte, gaben letztlich bestimmten Kräften die „Munition“ gegen die SA-Führung. Der Kanzler wurde geradezu überrumpelt mit Alarmmeldung und Forderung zur Tat. Die Idee eines Volksheeres fand sich am Ende des Kriegs nur noch rudimentär im Volkssturm wieder. In der DDR in den Betriebskampfgruppen.
Anmerkung m.W :
A) Der Reichskanzler stürmte nicht das Zimmer sondern klopfte und forderte Röhm auf herauszukommen. Er wurde schliesslich eingelassen und blieb allein im Zimmer mit Röhm. Beide hatten lautstarke Auseinandersetzung im Zimmer. Der Kanzler verlies darauf hin wutentbrannt das Zimmer.
B) Röhm sollte nicht auf Befehl von Hitler erschossen werden.
Gegen Ende des Krieges soll Hitler geäussert haben er wünschte sich sein Freund Ernst wäre jetzt zugegen…
Tragisch dies Alles.
Fakt ist aber, daß irgendwelche Homoneigungen nur propagandistisch – nicht aber ursächlich irgendeine Rolle für die Entscheidung des Kanzlers spielten. Da stand er einfach drüber.
Es war eine ganz entscheidende Zeit der Revolution für das Reich. Allein die Gefahr einer ausländisch (englisch) angezettelten Gegenrevolte lag immer in der Luft und war real.
Zuviel was wir garnicht ermessen können.
Gruss
Steiner
Zum Thema kann ich noch nachfolgende Bücher empfehlen:
„Der Putsch der keiner war“ – von Kurt Gossweiler (das Buch erschien erstmals 1983 in der DDR unter dem Titel „Der Röhm-Putsch“ und beschäftigt sich vor allem mit den kapitalistischen Machenschaften im Hintergrund des angeblichen „Putsch“).
„Die deutsche Bartholomäusnacht “ – von Otto Strasser (der Autor Otto Strasser war indirekt in das damalige Geschehen eingebunden, was das vorliegende Buch aus dem Jahr 1934 wohl zur persönlichsten seiner zahlreichen Bücher werden lässt. Sein Bruder Gregor, einst Reichsorganisationsleiter der NSDAP, gehörte nämlich zu jenen Männern, die auch der ‚Säuberungsaktion‘ zum Opfer fielen. In dem Buch findet man viele Details, die man in anderen Büchern zu dem Thema nicht zu lesen bekommt.)