Hermann Hendrich, Deutschlands großer Maler, wurde hier geboren am 31. Oktober 1854
Diese Worte auf einer Gedenktafel am Geburtshaus des Malers in meiner Heimatstadt Heringen (Thüringen) waren das ziemlich erste, was mir als Kind in Erinnerung blieb. Sein ehemaliges Geburtshaus lag auf dem Weg, den ich von meinen Eltern zum Haus meiner Großmutter zurücklegen musste. Mehr Informationen gab es zu diesen Zeiten – in der DDR – über Hendrich kaum. Erst später, während meines Grafik-Studiums in Münster, konnte ich durch die Nutzung der Universitätsbibliothek an umfangreicheres Material zu ihm gelangen. Aber selbst in den frühen 1990er-Jahren gab es fast keine zeitgemäßen Veröffentlichungen über diesen seinerzeit sehr bekannten deutschen Maler. Lediglich Aufsätze über ihn aus damaligen Künstlerheften und Lexika waren der Anstoß für mich, diesen vergessenen Sohn meiner Heimatstadt, der sogar in den 1920er/30er-Jahren die Ehrenbürgerschaft verliehen bekam, wieder ins Bewusstsein zurückzuholen.
Kindheit und Lehrjahre
Eine Studienarbeit in Kunstgeschichte widmete ich seinem Leben. Eine wirkliche Forschung, die in solchem Rahmen allerdings nur rudimentär möglich war. Hendrichs Vater muss ein Freigeist gewesen sein, der nur ungern als untertäniger Angestellter arbeiten wollte. Er versuchte sich in der Zeit von Hendrichs Geburt als Bäcker im sogenannten Oberbackhaus. Dort lebte die Familie mit mehreren Kindern und der Großmutter. Ob die Familie aus Heringen stammte, ist nicht ganz klar. Zumindest erwähnt Hendrich in seinen Lebenserinnerungen, dass die Großmutter mit ihren Spukgeschichten und Heimatsagen einen bleibenden Eindruck auf ihn ausübte. Auch das alte Schloss, einst der Sitz eines Zweiges der Grafen von Stolberg und des Fürstenhauses Schwarzburg-Sondershausen, wirkte mit seiner Imposanz stark auf die Fantasie des Jungen. Viele seiner künftigen Motive führen in diese Zeit zurück.
Im Alter von 4-5 Jahren (also um 1859) siedelte die Familie nach Kleinfurra ins benachbarte Schwarzburg-Sondershäusische Fürstentum über. Dort, im Wippertal, versuchte sich der unternehmerische Vater Hendrich nun als Müller in einer Wassermühle. Der Kauf wurde auch mit Darlehen eines Nordhäuser Bankiers ermöglicht, machte den Vater allerdings auch auf diese Weise abhängig. Vater Hendrich war durchaus kein Bruder Leichtsinn und holte vor dem Kauf bei einem Nachbarn Erkundigungen zum Objekt ein. Dieser Nachbar muss ein sonderbarer Typ gewesen sein. Ein alter Kauz, der später ein Freund des jungen, wissbegierigen Hermann wurde und ihn das Angeln lehrte sowie das Interesse an der Natur weckte. Auf seinem Hof lebten Hunde, ein Fuchs, ein Dachs und Eichhörnchen. Die Stuben waren voll von Käfigen mit Singvögeln und einem uralten Raben. Am Scheunentor hatte er allerlei Raben- und Greifvögel angenagelt. Dem „alten Schiedung“ wurden auch hellseherische Eigenschaften nachgesagt. Dieser Nachbar riet vom Kauf der Mühle ab, da sie fluchbeladen sei. Tatsächlich wurde die Familie dort nicht froh. Ein harter und langer Winter ließ das Mühlrad festfrieren. Die stark einsetzende Schneeschmelze zerstörte dann das Rad und Wehr, deren Wiederherstellung ein Vermögen kostete und der Beginn der Verarmung der Familie war.
Hendrich war zu der Zeit allerdings schon in der Lehre zum Lithographen bei Theodor Müller in Nordhausen. Zu dieser Zeit war es üblich, dass der Lehrling mit bei der Familie des Lehrherren lebte. Hendrich war ein guter Lehrling und wurde in die Familie aufgenommen. Da sein Lehrherr ein gebildeter Mann war, konnte Hendrich sich an dessen Hausbibliothek ebenfalls weiterbilden. Goethes Dichtungen, insbesondere Faust, mythologische Stoffe und Künstlermonographien hatten es ihm angetan. Die Arbeit in der Druckerei umfasste – was Wunder in der alten Kornbrennerstadt – hauptsächlich das Drucken von diversen Etiketten für Korn und Liköre. Auch wenn dies keine Herausforderung für den jungen Hendrich war, lernte er sein Handwerk doch solide, was ihm in den kommenden Stürmen seiner Künstlerlaufbahn noch von Nutzen sein würde. Ein Lehrjahr wurde ihm wegen seinen guten Leistungen erlassen.
Nun machte er sich in die Welt hinaus. Traditionell orientierte man sich in der Südharz-Region zu dieser Zeit eher Richtung Norddeutschland/Niedersachsen, beziehungsweise damals eben das Königreich Hannover. Dorthin ging er. Genaue Daten sind schwierig zu bekommen und lediglich Schätzungen. Es soll wohl ca. 1872 gewesen sein. In Hannover arbeitete Hendrich als Lithograph in einer Lampenfabrik, für deren Kataloge er Zeichnungen anfertigte. In seiner freien Zeit war er so oft wie möglich Gast am königlichen Hoftheater und begeisterte sich für die Musik und das Schauspiel. Wagners Opern waren damals der „Hit“. Er träumte davon, eines Tages derartiges in Malerei umsetzen zu können.
Seine Liebe zur Schauspielerei war ebenso ausgeprägt wie die zur Malerei, und er kündigte seine Anstellung, um sich einer fahrenden Schauspielertruppe anzuschließen. Gastspiele in Detmold, Düsseldorf und Münster folgten. Letzten Endes war der Ruf des bildenden Künstlers in ihm dann aber doch mächtiger. Er versuchte sein Glück in Berlin, der neuen Hauptstadt des jungen Deutschen Kaiserreiches. Hier strömten viele hoffnungsvolle Talente hin, deren Glück nicht immer aufging. Auch hier war er tagsüber als Lithograph tätig und sicherte sich so seinen Lebensunterhalt. Malen tat er nach Feierabend beim Schein der Öllampe. Hendrich war ein kontaktfreudiger und geselliger Typ und fand schnell Anschluss zu anderen Kunstjüngern. Darunter war ein norwegischer Maler – Schwendtsen –, mit dem ihn eine Freundschaft verband. Dieser machte den Vorschlag, gemeinsam eine Studienreise in seine Heimat Norwegen zu unternehmen. Der Tourismus war damals noch nicht stark entwickelt und das Reisen kostengünstig (mit dem Eselskarren). Wohnen könnten sie bei Bauern, denen man etwas zur Hand gehen konnte.
Norwegen, Amsterdam, New York
Begeistert machte sich Hendrich mit seinem Freund in das sagenumwobene Land der Wikinger auf. Die norwegische Landschaft beeindruckte ihn sehr und er fertigte jede Menge Studien, die er daheim in Gemälde umsetzen wollte. Auch eine kleine Liebesgeschichte zu einer Verwandten von Schwendtsen aus Bergen – zwar nicht eingeplant – war im Reiseprogramm enthalten. „Freya“ war ihrer beider „Göttin“ dieses Sommers… Antrieb und Ansporn für Hendrich, unbedingt wieder nach Norwegen zu reisen, natürlich nach seinem großen Erfolg zuhause. Auf diesen arbeitete er kontinuierlich hin. Allerdings – er stellte sich nicht ein.
Sein norwegischer Freund war inzwischen bei einem Segelunfall in der Ostsee ertrunken (1876), sodass die Aussicht, „Freya“ wiederzusehen, immer mehr schwand. Berlin schien ihm immer trostloser. Die nächste Etappe sollte Amsterdam werden – wohl eher ein Zufall, da er sich auf ein Inserat eines Institutes für die Herstellung von Kunstdrucken beworben hatte. Nichtsdestotrotz hat ihm auch hier wieder seine lithographische Ausbildung bei Theodor Müller geholfen, ein Auskommen zu finden. Zielstrebig, wie er war, verfolgte er auch sein künstlerisches Fortkommen. Er besuchte Galerien, wo ihn besonders Rembrandts Hell-Dunkel-Malerei faszinierte. Auch wenn gesagt werden muss, dass viele dieser Effekte der Eigenschaft der Ölfarben geschuldet sind, zu vergilben und nachzudunkeln. So soll die bekannte „Nachtwache“ Rembrandts eben gar keine solche gewesen sein, sondern ist durch den Effekt des Nachdunkelns von den späteren Betrachtern erst dazu „gemacht“ worden. Wie dem auch sei, Hermann Hendrich war begeistert von Meister Rembrandt…
In Amsterdam fand Hendrich in der jungen Klara Becker seine Lebensgefährtin, die fortan sein Leben bereicherte. Kinder hatte das Paar allerdings nicht. – Hendrichs Kinder waren seine Werke. Für diese lebte er und schuf ständig neue. Das junge Paar wagte noch einmal den Weg nach dem großen, kunstsprühenden Berlin. Unser Meister Hendrich hatte nun zumindest auch eine Köchin… – was seine eigene Produktivität natürlich steigerte. Kontakte, die ihm so wichtig waren, konnte er wieder pflegen und weitere aufbauen. Mehrfach beteiligte er sich an Ausstellungen. In seinen Erinnerungen beklagt er sich allerdings um die – wohl auch heute noch übliche – Praxis in der Kunstszene, Freunde und Verwandte der Auswahlkommissionen zu bevorzugen. Es blieb schwer für einen zugezogenen Künstler. Allerdings musste er sich nun nicht mehr als Lithograph verdingen, sondern verkaufte auch gut. An dieser Stelle sei erwähnt, dass ein Bruder Hendrichs Jahre zuvor in die USA ausgewandert war. Um 1882 machte das frisch verheiratete Ehepaar Hendrich also seine Hochzeitsreise nach Amerika. Er hatte wohl auch den Gedanken, ganz dorthin zu gehen und Farmer zu werden. Alles, was er an Bildern hatte, wurde für die Reise eingepackt.
In New York konnte er wider Erwarten sämtliche Arbeiten an einen holländisch-stämmigen Kunsthändler, Mr. Van Deurs, verkaufen. Einige tausend Dollar – ein Vermögen in dieser Zeit – ließ er auf einem Bankkonto anlegen und konnte nun durch das Land reisen. Er muss hauptsächlich an der Ostküste gewesen sein – und natürlich im Staat New York, in der Nähe von Auburn, wo sein Bruder eine Farm hatte. Doch das nüchterne Farm-Leben war wohl nicht so das Richtige für ihn. Der Drang des Malers kam denn auch hier wieder stärker zum Vorschein. So reiste das Paar durch die Lande – Hendrich malend und seine Frau ihn beköstigend. In New York hatte er noch eine denkwürdige Begegnung mit einem Künstlerkollegen, der wohl aus der Düsseldorfer Schule stammte. Dieser betrieb sehr geschäftstüchtig in einem Hochhaus ein Atelier/Malschule für junge New Yorker Damen und Herren. Den Kunden wurde versprochen, sie in kürzester Zeit im Malen auszubilden. Hendrich hielt davon nicht viel, wusste er doch um den eigenen beschwerlichen Weg dorthin. Ein Beispiel für die damals schon befremdliche Art der Amerikaner zum Kommerz. Trotzdem war Hendrich zeitlebens Amerika dankbar, da dort seine Möglichkeiten für ein weiteres freies Künstlertum geschaffen worden sind.
Hendrichs Vorliebe für Mythologie weckt das Interesse des Kaisers
Mit dankbarem Herzen, wie er schreibt, kehrten Hermann und Klara Hendrich nach Deutschland zurück. In Amerika könne er zwar gut verkaufen, aber die ihm wichtige weitere künstlerische Entwicklung ging nicht voran. Auch fehle ihm die sagenumwobene heimische Landschaft als Inspiration für seine Themen – und natürlich der Umgang mit gleichgesinnten Künstlerkollegen. 1886 ging das Paar nach München, das sich im Kaiserreich neben Karlsruhe, Düsseldorf, Berlin und Dresden zur Kunstmetropole mauserte. Selbst aus dem Ausland strömten damals Kunststudenten dorthin. Der Ruf der Schule war exzellent. Auch viele Damen aus gutem Hause versuchten sich in der Malerei. Allerdings war es Frauen zu der Zeit noch untersagt, im Kaiserreich zu studieren. Dafür gab es viele private Damenmalschulen, die von weniger bekannten – aber sicher nicht schlechteren – Künstlern betrieben wurden. Oft hatten diese Künstler bessere pädagogische Talente als die wohldotierten Herren Professoren. Und viele wollten den Frauen auch tatsächlich etwas beibringen. Ein bekanntes Beispiel ist hier Anton Azbe, dessen Zeichenschule legendär war, obwohl nicht staatlich. Hier kamen oft sogar Studenten der Akademie hin, weil sie meinten, mehr zu lernen. Bei Hendrich wird es ähnlich gewesen sein, da er kein „ordentlicher“ Student war, also nicht fest an der Akademie eingeschrieben.
Aber Malen lernt man eh nur durch Malen… Zur Korrektur legte er seine Arbeiten Prof. Josef Wenglein vor. Dieser hatte als Realist und Landschaftsmaler für Hendrichs mythologische Motive wohl nicht ganz so viel übrig, ließ ihn aber gewähren. Einmal meinte er zu Hermann, ein Drachenmotiv betreffend, der einzige Drache, den er kenne, sei seine Frau. Soviel zur bayerischen Bodenständigkeit… Mit den Bayern kam Hendrich gut klar, ein Völkchen, das gutes Bier braute und mit beiden Beinen auf dem Boden seiner Vorfahren stand – lebensfroh und zupackend. Allerdings konnte Hendrich mit der bayerischen Landschaft nicht ganz so viel anfangen. Trotzdem hat er auch einige Motive der Alpenlandschaft geschaffen. Ein Kontakt mit dem preußischen Gesandten in München, Graf von Werthern, ermöglichte ihm wiederum die Rückkehr nach Berlin, wo er in ein Frei-Atelier der dortigen Akademie eintrat – ausgestattet mit einem kleinen Stipendium.
1889 wurde der junge Kaiser Wilhelm II. auf einer Ausstellung auf Hermann Hendrich aufmerksam. Es erfolgte eine Bestellung eines Wikingermotives, welches der Kaiser vorschlug: Ein Wikingerfürst, der auf seinem untergehenden Schiff die Hallen Walhallas am Horizont heraufdämmern sieht. Hendrich komponierte alles seinen Erfahrungen der Nordlandfahrten gemäß im Nordlicht-Schein. Wilhelm monierte noch, dass ein Mond angebracht werden sollte, was Hendrich mit dem starken Polarlichteffekt ablehnte. Mögliche Folgeaufträge hat er sich hiermit wohl verscherzt, wie er lapidar anmerkte. Aber sein Künstlerstern leuchtete ohnehin schon. Viele Aufträge durch bürgerliche und adelige Auftraggeber trugen zu seinem Erfolg bei, und er konnte von seiner Malerei gut leben.
Hendrich als Baumeister
1901 baute er mit dem befreundeten Architekten Bernhard Sehring auf dem Hexentanzplatz, am Nordrand des Harzes bei Thale, einer einstigen germanischen Kultstätte, die Walpurgishalle. Ein imposantes Bauwerk, das architektonisch an der nordischen germanischen Holzbauweise orientiert ist. Das Thema der Gemälde im Inneren behandelt Goethes Faustdichtung, die teilweise auf dem Brocken spielt. Hier zeigt Hendrich seine Fähigkeit, dichterische Kunstmärchen mit tatsächlichen mythologischen Wurzeln des germanischen Heidentums zu verbinden. Zum Vergleich: In dieser Zeit gab es ähnliche Bestrebungen in anderen europäischen Kulturen – so in Großbritannien die Präraffaeliten mit ihrem Artus-Thema, und in Osteuropa/Russland die Verbindung slawischer Themen dieser Mythologie. Es war also durchaus kein „Sonderweg“, wie linke Kunsthistoriker gern behaupten. Natürlich gab es parallel Künstler, die sich anderen, mehr urbanen Themen widmeten, wie zum Beispiel die Impressionisten. Die Strömungen gegeneinander auszuspielen ist allerdings Unfug. Jeder hatte auf seine Weise sein eigenes Publikum, wie Kunst eben eine persönliche Geschmackssache darstellt. Alles hat eine Berechtigung. Hendrich sah das ähnlich, wie seine kurzzeitige Mitgliedschaft in der „Sezession“ und sein Eintreten für Edvard Munch belegen.
Um 1902 verbrachte Hendrich die Sommermonate im Riesengebirge, in der Ortschaft Schreiberhau. Hier gab es eine kleine Künstlerkolonie von Malern und Schriftstellern. Bereits in Berlin hatte Hendrich im „Friedrichshagener Dichterkreis“ verkehrt (Wilhelm Bölsche, Bruno Wille, Karl und Gerhardt Hauptmann). Bruno Wille machte ihm das Riesengebirge schmackhaft. Hier konnte Hendrich wieder seinen Stoff entdecken – die Verbindung des Rübezahl-Mythos mit Wotan-Rübezahl. 1903 wurde in ähnlicher Weise wie auf dem Hexentanzplatz die (heute nicht mehr existierende) Sagenhalle errichtet. Hier wurde allerdings die reichhaltige Legendensammlung zu Rübezahl von Meister Hendrich verarbeitet. Diese Hallen waren zur Zeit des Kaiserreiches und auch noch während der Weimarer Republik Publikumsmagneten.
1913 erfolgte anlässlich des hundertjährigen Geburtstages von Richard Wagner der Bau und die Ausgestaltung der Nibelungenhalle bei Königswinter am Rhein. Hendrich, als großer Freund und Verehrer Wagners, sah hierin einen ganz besonderen Höhepunkt seines Schaffens. Die Halle verdeutlicht auch die Vorstellung Hendrichs von einem Gesamtkunstwerk, in welchem Musik, Architektur und Malerei zu einer Symbiose verschmolzen werden sollen. In der Tat kann sich der heutige Besucher einem gewissen Eindruck nicht entziehen. Ob man nun Wagner als zu pompös empfinden mag oder nicht, die Halle hat Wirkung.
Eine Episode am Rande: Anfang der 2000er-Jahre hat Peter Jackson Tolkiens „Herr der Ringe“ verfilmt, obwohl Tolkien selbst sich zeitlebens gegen eine Verfilmung seines Stoffes ausgesprochen hatte. Setdesigner haben auch die Nibelungenhalle Hendrichs – und sogar Motive von ihm selbst – als gestalterische Vorlagen des Films genutzt… Das dürfte nur wenigen Fans bekannt sein.
Wie könnte es anders sein, behandelt die Nibelungenhalle natürlich das große Thema, die Mythologie von Vater Rhein: den Ring des Nibelungen. Teilweise erscheint Hendrichs Malweise nun sehr expressiv, also sehr stark emotional. Das Thema ging ihm nun wirklich nah. Vielleicht hat er auch all seine Erinnerungen aus früherer Zeit, als er begeistert und noch unbekannt den Opernwerken Wagners lauschte und darüber nachdachte, wie so etwas als Malerei umzusetzen sei, in seine Werke eingebaut. In dieser Halle ist es ihm gelungen. Fast 50 Jahre Training und Vervollkommnung seines Könnens hat es gedauert… Und nicht zuletzt all die Entbehrungen auf diesem Weg. Es muss ihm sicher auch eine tiefe Befriedigung verschafft haben.
Trotzdem hat Meister Hendrich sich nicht ausgeruht. Ein letztes Projekt sollte noch in Angriff genommen werden: Die Halle Deutscher Sagenring in Burg an der Wupper. 1929 war es soweit, und dieser „Tempel“ konnte eingeweiht werden. Hier versuchte er Heidentum und Christentum zusammenzubringen, mit der Parsifal-Sage vom Heiligen Gral. Die Halle sollte später Opfer der Bombenangriffe während des Zweiten Weltkrieges werden.
1931 wurde Hendrich bei einem Unfall mit einem Zug unterhalb der Sagenhalle in Schreiberhau tödlich verletzt. Lange Zeit wurde gemutmaßt, es handele sich um Selbstmord. Neuere Erkenntnisse können dies ausschließen. Ein Zeitzeuge, der damals noch Kind war, berichtete von der Schwerhörigkeit Hendrichs im Alter. Hier ist also tatsächlich ein tragischer Unfall passiert, bei dem Hendrich den heranfahrenden Zug nicht hörte. In seinen Bildern ist Hermann Hendrich jedoch unsterblich. 1938 starb auch seine geliebte Klara. Unterhalb der Sagenhalle ließen sich beide beisetzen.
Marcel Arndt
Erstveröffentlichung in N.S. Heute #40
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