Pfarrer Hans Milch (1924-1987) zu seinem 100. Geburtstag als „Panzerfaust Gottes“ zu betiteln, hätte den humorvollen Hessen vermutlich mehr belustigt denn geschmeichelt. Und sicherlich hätte er sich sofort an den Prediger Johannes Leppich erinnert gefühlt, welcher sich bereits vor den Wirkzeiten Milchs durch seine scharfen Predigten den Spitznamen „Maschinengewehr Gottes“ verdient hatte. Doch während Leppich sich zumeist an profanen Themen abarbeitete, nahm Hans Milch vornehmlich das Zweite Vatikanische Konzil und somit die Gesamtheit der Kardinäle und nicht zuletzt den Papst höchstselbst unter Beschuss. Aufgrund dessen bleibt der logische Schluss, dass für Milch nur die großkalibrige, auf schwere Ziele ausgerichtete Panzerfaust zum gerechten Beinamen taugen kann.
Prediger gegen den Untergang Europas
Hans Milch wurde am 17. März 1924 in Wiesbaden geboren und protestantisch getauft. Zum Ende des Krieges geriet er in französische Kriegsgefangenschaft, über die er zu einem späteren Zeitpunkt sagte: „Zwei Dinge hatte man in Kriegsgefangenschaft, nämlich Hunger und Zeit.“ Diese Zeit vermochte der Hesse sinnvoll zu nutzen, denn er führte viele Gespräche mit einem katholischen Pfarrer, der regelmäßig Messen für die Gefangenen abhielt, und konvertierte schließlich 1946 zum Katholizismus. Es folgten ein Studium der Theologie und Philosophie und die Priesterweihe 1953.
Doch was waren das für Zeiten, in denen sich Maschinengewehre und Panzerfäuste Gottes genötigt sahen, in ihren Predigten das wahre Christentum gegen schlechte Einflüsse von innen wie außen zu verteidigen? 1962 – Milch war zu dieser Zeit Pfarrer im hessischen Hattersheim – wurde durch Papst Johannes XXIII. das Zweite Vatikanische Konzil mit rund 3.000 Teilnehmern einberufen. Will man die Ergebnisse dieses drei Jahre andauernden Konzils und seine zahlreichen Schriften, von denen „gaudium et spes“ und „lumen gentium“ die einflussreichsten darstellen, auf ein Minimum zusammenfassen, so kann man von einer Abkehr des kirchlichen Bollwerks gegen den Progressivismus sprechen. Eine solche Abkehr ist selbstverständlich nur möglich, wenn bereits zuvor wichtige Positionen der Kirche durch Progressisten besetzt sind. Hiervon ist auch in der wohl politischsten Predigt von Hans Milch „Der drohende Untergang Europas“ die Rede. Es ist diese Predigt, die viele Rechte dazu gebracht hat, sich mit dem Werk von Pfarrer Milch auseinanderzusetzen und sich mit dem Katholizismus in seiner traditionellen Form vertraut zu machen. So enthält zum Beispiel das Intro der EP „Bastion“ des rechten Rappers Komplott (früher Subversiv) einen Ausschnitt einer seiner Predigten. Und auch die Neofolk-Band Von Thronstahl rezipiert den Priester in verschiedenen Liedern.
Hans Milch beginnt seine Predigt damit, aufzuzeigen, dass Europa – insbesondere Deutschland und Frankreich – die größten geistigen Strömungen und Bewegungen hervorgebracht habe und auch in Zeiten der Amerikanisierung weiterhin das geistige Schicksal der Welt sei. Doch wie konnte es zu seinem drohenden Untergang kommen? Laut Milch schuf der Einzug der Technik Mitte des 19. Jahrhunderts in einer geistig schwachen Phase, geprägt von einem Mangel an Eliten, den Nährboden für einen Verfall der Moral. So weit, so vorhersehbar, wenn ein römisch-katholischer Pfarrer alten Schlages spricht. Sodann folgt jedoch die Bestandsaufnahme für unseren Kontinent. Hierbei ist immer zu bedenken, dass wir das Jahr 1977 schrieben. In den 47 Jahren seitdem hat sich also wenig bis nichts verbessert.
Der Verfall der Moral sorge dafür, dass der Mensch „die Zusammenhänge“ nicht mehr deuten könne. Die Menschen wüssten nicht mehr, warum sie etwas machen: „Wir leben im Jahrhundert der höchstentwickelten Nebensächlichkeiten.“ Wenn die Menschen nicht mehr den Zusammenhang zwischen den Zeiten verstünden, also wie die Vergangenheit die Zukunft beeinflusst,„leben die Menschen wie Eintagsfliegen daher. Von daher ist auch das Bewusstsein von Volk und Vaterland verloren gegangen“. Und weiter: „Viele sehen in Europa einen Mischmasch, einen Schmelztiegel, alles wird vermanscht. Es gibt ja keine Vergangenheiten und Überlieferungen mehr, Tradition wird gestrichen, also gibt es auch nicht mehr den Unterschied der Volkspersönlichkeiten. Und Volk ist etwas, was sich im Einzelnen verwirklicht. Dadurch, dass ich Volk bin, bin ich nicht nur 50, 60 Jahre alt, sondern Jahrhunderte Jahre alt. In mir sammelt sich das, was in den von Raum, Blut und Schicksal geprägten Menschen, die sich Volk nennen, geschehen ist.“
Stehen bleiben in einer Welt des Verfalls
Ein weiterer hoch aktueller Zusammenhang, den Milch bereits damals benannte, ist das Verhältnis der Geschlechter. Was heute allerorts in geschlechtlicher Hinsicht als bunt und erstrebenswert gilt, hat seinen Ursprung in der Annahme der Gleichheit der Geschlechter. Schon damals wurden die Ideale der Mutter und der Jungfrau dekonstruiert. Laut Milch war die Frauenwürde bereits verloren gegangen, jedoch sah er die Frau als „Vertreterin der Menschheit, des Volkes“. Der Untergang des Volkes werde kommen, wenn die Frauen nicht mehr „stehen” – und sie standen seiner Ansicht nach schon damals nicht mehr. Dass sie heute in Zeiten von „OnlyFans“ und „Tinder“ nicht mehr „stehen“, ist wohl unbestreitbar. – „Es steht und fällt ein Volk mit seinen Frauen.“
Doch ist es zu spät für eine Rettung Europas? Wird Europa untergehen? Nach „menschlichem Kalkül“ gibt es laut Milch keine Rettung mehr. Doch er ist Pfarrer, kein Wissenschaftler, und so schließt er seine Predigt mit einer hoffnungsfrohen Botschaft. Er glaubt fest daran, dass die Rettung komme, denn jeder, der diese Predigt hört, sei selbst die Hoffnung, die Großmacht. „Nur nicht aufgeben! Stehen bleiben!“
Die gesamte Predigt ist auf YouTube frei verfügbar und steht auf der Netzseite der von Milch gegründeten Gebets- und Sühnegemeinschaft „Actio spes unica“ zum Herunterladen bereit. Die zuvor umrissenen Ansichten Milchs zu Volk und Vaterland sollten deutlich gemacht haben, warum es sich lohnt, als Rechter das Werk des Pfarrers genauer zu betrachten.
Zehn Jahre nach „Der drohende Untergang Europas“ wurde Hans Milch von einem Geisteskranken ermordet, der bei ihm in seelsorgerischer Betreuung war. Bis zu seinem Tod war der Hesse eng mit der Priesterbruderschaft St. Pius X verbunden. Wie das Oberhaupt der Bruderschaft, Erzbischof Marcel Lefebvre, wurde er wegen seines Kampfes für die katholische Tradition von der Kirche suspendiert. So ist es nur folgerichtig, dass nach dem Tod Milchs die Betreuung seiner Gemeinde auf die Piusbruderschaft überging. Wer also einmal eine Messe besuchen möchte, wie Pfarrer Milch sie nach Tridentinischem Ritus gefeiert hat, also dem weltweit praktizierten Ritus vor den Konzilsbeschlüssen, der kann einen Gottesdienst der Piusbruderschaft besuchen. Aber auch die Petrusbruderschaft und das „Institut Christus König und Hohepriester“ feiern noch die traditionelle Messe. Der Kampf der „Panzerfaust Gottes“ wird also auch 100 Jahre nach Pfarrer Hans Milchs Geburt noch fortgeführt und ist heute dringender denn je. – „Das Vaterland zu verteidigen mit der Waffe, ist durchaus christliches Gebot und nicht gegen das 5. Gebot.“ (Anm.: Das 5. Gebot lautet: Du sollst nicht töten.)
Benedikt Marktl
Erstveröffentlichung in N.S. Heute #40
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