Besprechungen #66: Aus der Reihe „Literaturpreisträger der Reichshauptstadt Berlin“: Joachim von der Goltz – Einst auf der Lorettohöhe (1939)

Ganze fünf Jahre nach der erstmaligen Veröffentlichung seines Werkes konnte sich der Schriftsteller Joachim von der Goltz 1939 als Preisträger des Literaturpreises der Reichshauptstadt Berlin feiern lassen. Das dort preisgekrönte Werk „Einst auf der Lorettohöhe“ ist seinem Roman „Der Baum von Cléry“ aus dem Jahre 1934 entnommen, der Auszug wurde 1937 im Langen/Müller-Verlag als Novelle neu aufgelegt.

Im Roman steht die Rückkehr des Leutnants Bruckner zu seiner alten Kompanie während der Schlacht an der Somme 1916 im Mittelpunkt. Die Novelle erzählt jedoch die Erlebnisse des Autors während der Lorettoschlacht im Mai/Juni 1915. Sich verwundet in einem Reservelazarett in Aachen befindend, erträgt der Ich-Erzähler (Bruckner), welcher in dieser Novelle allerdings nicht namentlich erwähnt wird, die Stille um sich herum nicht, da ihn die Erinnerungen an Loretto nicht loslassen. So beginnt er seine Geschichte zu rekapitulieren: Der folgenschwerste Tag seines Lebens sei der 2. Februar 1915 gewesen und damit seine Ankunft in Angres. Nach halbjähriger Kriegserfahrung wird er nun, gerade einmal 22-jährig und wenige Tage zuvor zum Offizier ernannt, zum Führer einer Kompanie.

Auf weiteren knapp 50 Seiten beschreibt er fortwährend die absurden Gegensätze des Kriegsalltags. Während widrigster Umstände zwischen Schlamm, Schnee, Regen, Kälte und Leichen(gestank) in allzu kargen Unterständen ausharrend, war der schlimmste Feind die Hoffnungslosigkeit und trostlose Apathie. Jene Situationen gemeinsam meisternd, verdrängte er jedoch die anfängliche Skepsis und Zurückhaltung gegenüber seinen neuen Kameraden, sodass die Männer nun mehr und mehr miteinander verbunden waren.

Während der Wechsel zwischen Abwarten des Gegenangriffs und Vorbereiten des eigenen Angriffs, wurde „selbst das ständige Beobachten und das Berechnen der mutmaßlichen Landung der torkelnden und flatternden Minen mit der Zeit zu einem grausig unterhaltsamen Spiel“, wie es in der Novelle heißt. Zwischendurch werden zudem Verhaltens- oder Situationsanekdoten mit und über Kameraden aufgeführt. Diesen folgen alsdann im nächsten Moment erneute Berichte über Sturmangriffe und die Einnahme gestürmter Gräben.

Mit ergreifenden Szenen in Souchez endet die kurze Novelle. Abgelöste Soldaten brachen, an den ersten Häusern angekommen, vor Erschöpfung zusammen und schliefen auf den Straßen. Ein Kamerad harrte allerdings, sich totstellend, 15 Stunden neben Toten und Sterbenden und gleichwohl unter beidseitigem Beschuss aus, um in der Nacht vier Stunden lang die fünfhundert Meter nach Souchez zurückzukriechen.

Der Leser muss sich anfangs etwas in den Schreibstil des Autors einarbeiten, denn er verwendet häufig aneinandergereihte Nebensätze. Mitunter entstehen so recht lange Sätze, deren Beginn man zwischendurch schon mal vergessen hat, wenn der Leser am Satzende angekommen ist. Dem schnellen Handlungswechsel an sich ist jedoch sehr gut zu folgen, da der Autor nur das Notwendigste beschreibt. Im Grunde wird recht kühl lediglich das berichtet, was geschehen ist, ohne viel künstliche Ausschmückungen. Lediglich in kleinen Rückblenden und bei der Erwähnung gefallener Kameraden tritt Emotionalität hervor.

Alles in allem liest sich die kurze Novelle recht gut und flüssig. Vermutlich wurde eben dieses Kapitel als „Neuveröffentlichung“ aufgrund der harten und ungeschönten Kriegsbewährung ausgesucht und ausgezeichnet. Wer die Novelle gelesen hat, wird jedenfalls hinterher wissen wollen, wie sich die Geschichte in die Handlung des Romans einfügt.

Erstveröffentlichung in N.S. Heute #41

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