Gelungener Entwurf mit kleinen Fehlern
Der Autor Maximilian Krah ist der Spitzenkandidat der AfD zur kommenden Europawahl. Er wechselte 2016 von der CDU zur AfD und gehört innerhalb der Partei zu den Radikaleren, aber inhaltlich ist er oft recht flexibel. Dem Bildungsbürgertum angehörend, tritt er auf wie frisch vom Herrenausstatter kommend. In einem Interview mit dem Freilich-Magazin im Juli 2023 meint er: „Sellner hat aber einige gute Punkte, wenn er zwischen den Altrechten und den Neurechten unterscheidet. Er sagt, das einzige Thema der Altrechten sei die Reinwaschung des Nationalsozialismus. Ein Altrechter wolle historische Debatten gewinnen, die zu nichts führen. Da bin ich völlig bei ihm. Demgegenüber möchte ein Neurechter die ethnokulturelle Identität verteidigen.“
Aufgrund seiner Zusammenarbeit mit Götz Kubitschek, einem der einflussreichsten Vordenker im Hintergrund der AfD, ist sein neues Buch in Kubitscheks Verlag Antaios mit einem arbeitsintensiven letzten Feinschliff versehen und veröffentlicht worden. Kubitscheks Verlag beschreibt das Buch als „eine weltanschaulich fundierte Alternative zum dominierenden Linksliberalismus“. Krah unterstreiche „mit diesem Manifest seinen Ruf, einer der streitbarsten und visionärsten Politiker der AfD zu sein“. Dies weckt umso mehr die Neugier, als das Grundsatzprogramm der AfD aus dem Jahr 2016 inzwischen schon recht verstaubt wirkt.
Äußerlich kommt das Buch gut lesbar in Form gesetzt daher, mit viel Weißraum für Notizen außen und unten auf den Seiten. Die Formulierungen des Autors können seine Herkunft aus dem Bildungsbürgertum nicht verleugnen, oft unnötig mit Fremdwörtern und zahlreichen Verweisen auf andere Autoren garniert, sodass der Leser diese entweder gekonnt überspringt oder sich die Mühe des Nachschlagens macht, um alles bis ins Einzelne nachzuvollziehen.
Das Buch ist in sieben Kapitel unterteilt, die sein Gegenmodell zur heute herrschenden Linken darstellen, ein Entwurf, den er ausdrücklich der AfD mit auf den Weg in die Zukunft gibt.
Er legt sich auf den Begriff „Rechts“ als Selbstbeschreibung fest – entgegen den sonst üblichen verschwurbelten Selbstbeschreibungen in seinen Kreisen, wie zum Beispiel „bürgerlich liberalkonservativ“ – und definiert den Feind als „woken Linksliberalismus“. So weit richtig, aber er lehnt die auch oft übliche Bezeichnung des Gegners als „Kulturmarxismus“ ab und verweist auf die rein wirtschaftlichen marxistischen Theorien. Ein Blick auf die chinesische marxistische Kulturrevolution hätte genügt, um zu sehen, dass schon dort die Zerstörung eigener Gedanken, alter Kultur und Tradition die Ziele der Roten Garden waren, so wie bei den heutigen Kulturmarxisten.
Im Kapitel „Identität“ benennt er überraschend klar die Familie und das Volk als Grundlage des Eigenen, das gesichert werden muss, im Gegensatz zu den kulturfremden Migranten, deren Remigration durch Umbau des Sozialstaates, Geldanreize und Durchsetzung der deutschen Kultur und Ordnung zu bewerkstelligen ist.
Als „Weltordnung im Wandel“ beschreibt er das Weltmacht beanspruchende Lager der universalen „westlichen Werte“ im Kampf gegen das Konzept der multipolaren Großräume, wo jeweils eine regionale Ordnungsmacht herrschen soll – kurz gesagt: Globalismus gegen Multipolarität. Wir wollen hoffen, dass Europa dabei ein eigener Großraum wird und nicht nur ein Anhängsel.
Der treffende Satz „Grundlage rechter Wirtschaftspolitik ist das sozialpflichtige Privateigentum“ beschreibt gut Krahs Wirtschaftsvorstellungen zusammen mit der Forderung nach Entkopplung von globalem Kapital und seinen Managern. Die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands sieht Krah richtig in der Förderung neuer Technologien durch Bildung, Forschung und Innovation – das sind oder vielmehr waren tatsächlich Deutschlands Stärken.
Im Gegensatz dazu sieht er aber den Transhumanismus, den er aktuell auf die Gentechnik reduziert, und die Digitalisierung sehr skeptisch, der traditionellen konservativen Technikfeindlichkeit folgend. Dabei befinden wir uns allein schon mit der rasanten Entwicklung der Medizin und der Gentechnik mitten im Transhumanismus höherentwickelter Gesellschaften, der sich nicht zurückdrehen lässt, und es ist gerade die Aufgabe rechter Politik, hier wie in der Digitalisierung vernünftige transparente Rahmenbedingungen zu schaffen, statt „Bedenken first, Digitalisierung second“, wie er schreibt. Trotz dieser Fehler in meinen Augen, ist Krahs Buch überraschend klar in der Beschreibung der heutigen Zustände und Probleme und oft erfrischend klar in den Lösungsansätzen. Er schreibt zutreffend, dass rechte Politik, die inhaltliche Kompromisse für eine Regierungsbeteiligung und Posten schließt, immer scheitert. Wir wollen hoffen, dass die Funktionäre in Zukunft daran denken werden.
Erstveröffentlichung in N.S. Heute #38
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Den „Altrechten“ vorzuwerfen, dass sie die nationalistischen Strömungen der Vergangenheit „reinwaschen“ wollen, lehne ich ab. Auch die Altrechten lernen aus ihrer Geschichte, wahrscheinlich mehr, als die Linken. Wie überhaupt nur der Verlierer ein Interesse daran hat, zu analysieren und zu lernen. Solange aber Archive in London, Washington und Moskau (Putin hatte ja angeboten, diese zu öffnen) weiterhin unter Verschluss sind, kann man die Geschichte nicht wirklich sachlich analysieren. Interessant dürfte sein, dass in Großbritannien Archivunterlagen des Krim-Krieges von 1853-1856 noch immer nicht zugänglich gemacht werden. Ein Schelm, wer böses dabei denkt…