In etwa zeitgleich zum Polit-Thriller „Hermann muss fallen“ aus dem Sturmzeichen-Verlag erschien 2020 im Eigenverlag der Partei „Der III. Weg“ ein weiterer politischer Roman aus dem nationalen Lager, der sich allerdings grundlegend vom Erstgenannten unterscheidet. Der hier zu besprechende Roman heißt „Rebellische Herzen“, der Titel ist angelehnt an Dominique Venners „Das rebellische Herz“, in dem der französische Historiker seine Erlebnisse während des Algerienkrieges 1954-62 publizistisch aufarbeitete.
Bei den nun erschienenen „Rebellischen Herzen“ geht es allerdings nicht um Kriege, Aufstände oder Revolutionen, das Buch ist konzipiert als „erster nationalrevolutionärer Aktivistenroman seit 1945“, wie es der III. Weg-Funktionär Matthias Fischer im Vorwort erläutert. Der Autor des eigentlichen Romans bleibt übrigens anonym, als Verfasser wird lediglich die parteiinterne „Arbeitsgemeinschaft ‚Feder und Schwert‘“ angegeben.
Der Roman erzählt die Geschichte des jungen Nationalisten Nils, der gerade in die „nationalrevolutionäre Bewegung“ eingetreten ist. Der Parteiname findet zwar mit keinem Wort Erwähnung, aber dennoch wird deutlich, dass die „nationalrevolutionäre Bewegung“ als Synonym für den III. Weg gebraucht wird. Als Einstieg in die Handlung wird eine hitzige Diskussion zwischen einem verkrachten Konservativen und einem idealistischen Nationalisten rund um die Themen Kultur, Nation und Aktivismus geschildert. Mancher Leser dürfte sich hierbei an den Dialog erinnert fühlen, den Horst Wessel 1929 mit dem Germanisten Dr. Hans Gerkenrath führte, und der um ähnliche Gedankengänge kreiste.
Die folgende Handlung erstreckt sich über einen Zeitraum von 62 Tagen bis zu einer großen, nationalistischen Erster-Mai-Demonstration in Leipzig. Lebens- und wirklichkeitsnah werden Erfahrungen aus dem Alltagsleben eines jungen Aktivisten geschildert: Nils unternimmt zusammen mit seinen neuen Kameraden Aktionen im rechtlichen Graubereich, er steigt in den Kampfsport ein und entdeckt sein Interesse für Literatur. Auch die Probleme, mit denen sich ein junger Nationalist heute konfrontiert sieht, kommen nicht zu kurz: Der Hauptprotagonist liefert sich handfeste Auseinandersetzungen mit der Antifa, er wird Betroffener von staatlichen Repressionen und bekommt den unvermeidlichen Ärger in der Schule und im Elternhaus.
Die Gespräche, die Nils mit erfahreneren Kameraden führt, drehen sich um Fragen, mit denen sich wohl jeder Nationalist bereits mehrfach beschäftigt hat: Für was, für wen kämpfen wir eigentlich? Schaffen wir die nationale Wende, oder stehen wir bereits auf verlorenem Posten? Und wer hat es eigentlich verdient, sich mit dem Ehrentitel „deutsch“ schmücken zu dürfen – und wer gehört offensichtlich nicht dazu? Auch die „alten Zeiten“ werden sporadisch thematisiert, wenn der Autor auf die Skinhead- und Musikszene oder auf die Phase der „Autonomen Nationalisten“ zu sprechen kommt.
An manchen Stellen erinnern die „Rebellischen Herzen“ an den „Casa Pound“-Roman „Wer gegen uns?“ von Domenico di Tullio, ohne jedoch dessen literarisches Niveau zu erreichen. In einigen Kapiteln fehlt erkennbar der stilistische Feinschliff, insbesondere aus den Dialogen hätte man mit einem guten Lektorat mehr herausholen können. Grundsätzlich ist aber natürlich zuzugestehen, dass man bei den Ansprüchen, die man an nationalistische Romane stellen kann, realistisch bleiben muss. Deshalb wäre es ungerecht, die Romane von nationalen Hobbyautoren mit Weltbestsellern zu vergleichen, hinter denen nicht nur millionenschwere Verlage stehen, sondern die vor der Veröffentlichung noch von mehreren Profi-Lektoren auf „Punkt und Komma“ durchgeprüft werden. Würde aus den Reihen der nationalen Bewegung ein Spielfilm gedreht werden, würde schließlich auch niemand auf die Idee kommen, dabei Hollywood-Maßstäbe anlegen zu wollen.
Insgesamt handelt es sich bei den „Rebellischen Herzen“ um einen soliden, flüssig zu lesenden Aktivistenroman, in dem sich jeder Nationalist wiederfinden wird, egal welcher Partei oder Organisation er auch angehören mag. Die graphische Aufmachung ist ordentlich und der Preis von 12 Euro für 246 Seiten im Taschenbuch-Format für jeden Geldbeutel erschwinglich.
Erstveröffentlichung in N.S. Heute #22
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