Vom Rutenbündel – Die Wesensmerkmale des Faschismus

Kaum ein Phänomen des 20. Jahrhunderts wurde bis heute so missverstanden, so oft studiert und doch nicht gänzlich begriffen wie der Faschismus, der auch immer wieder als Synonym für den autoritären Staat herangezogen wird. Vom linken „Intellektuellen“ über das Spießbürgertum bis tief hinunter in linksextreme Antifa-Milieus – bei jeder sich bietenden Gelegenheit zum Kampf- und Schmähbegriff degradiert, ist der Faschismus auf den ersten Blick eine Weltanschauung, die der unseren nicht unähnlich ist, aber dennoch einige Unterschiede aufweist. Welche Unterschiede dies sind und warum wir keine Faschisten sind, obwohl uns die gesamte Linke stets gemäß bolschewistischer Rhetorik dort verorten will, versuche ich in diesem und einem kommenden Artikel zu ergründen.

Wo und wann der Faschismus seinen Ursprung nahm, soll hier noch einmal grob umrissen sein: Am 23. März 1919 gründete Benito Mussolini die Gruppe „Fasci di combattimento“, die „Kampfbünde“, wozu jedoch zu wissen ist, dass der Begriff „Bund“ in Italien vormals links besetzt war. Ebenso wie im besiegten Deutschland von 1918, befand sich auch das Italien der Nachkriegsjahre im Aufruhr und in einem sich immer stärker erhitzenden Bürgerkrieg. Hier wie dort entbrannten allerorts erbitterte Kämpfe zwischen Nationalisten und Kommunisten, wurden Häuser besetzt, Kundgebungen abgehalten, Streiks organisiert und patriotische Reden gehalten. Einer der Höhepunkte, als Vorbote der faschistischen Revolution, war die Einnahme der Hafenstadt Fiume unter Gabriele D’Annunzio.

Sowohl in Deutschland als auch in Italien wehte der revolutionäre Geist der Freikorps. Eine neue Massenbewegung brach sich, beflügelt vom systemkritischen Habitus, sichtbar Bahn und war, ebenso wie die nationalsozialistische Bewegung in Deutschland, erstmals seit Jahrzehnten eine revolutionäre Bewegung, die nicht kommunistisch war. Streng nationalistisch, antikapitalistisch und antimarxistisch determiniert, sahen sich die Faschisten als der neue Staat im Staate, straff organisiert, als antidemokratische Speerspitze im ewigen Kampfe vereint, einheitlich im Schwarzhemd gekleidet und dem Führerprinzip folgend – ironischerweise aber auch als quasi-staatliche Polizei und Eingreiftruppe für das liberale Italien gegen die aufkeimenden leninistisch-sozialistischen Bestrebungen im italienischen Volke.

Demzufolge kann man dem Faschismus durchaus eine Wesensverwandtschaft zum Nationalsozialismus bescheinigen, wir müssen dabei allerdings auch den stärkeren etatistischen (den Staat in den Mittelpunkt des Handelns rückenden) Kerngedanken berücksichtigen, während der NS ganz klar Abstammung, Volk und Rasse propagierte. Mussolini sah die Entwicklung zu einem neuerstarkten Deutschland zunächst kritisch, waren die beiden Nationen doch seit der Kehrtwende Italiens 1915 militärische Gegner geworden. Mussolini wappnete sich zumindest theoretisch für neue Konflikte mit dem Deutschen Reich, besonders unter Berücksichtigung der Bestrebungen zum Anschluss Österreichs und der damit verbundenen Zurückgewinnung des besetzten Südtirols.

Worin begründen sich nun aber die wesentlichen Merkmale des Faschismus? Sinnbildlich für die weitverbreitete öffentliche Meinung zitiere ich hier einmal die Bundeszentrale für politisch (Fehl)Bildung: „Der Faschismus ist eine politische Bewegung, die Anfang des 20. Jahrhunderts in Italien entstand. Sie vertrat rechtsextreme, rassistische und fremdenfeindliche Gedanken. Die faschistische Partei übernahm bald nach ihrer Gründung unter dem Einsatz von Gewalt und Terror in Italien die Macht im Staat. Der Führer der Faschisten war Benito Mussolini. Er forderte unbedingten Gehorsam der Parteimitglieder. Seine Anhänger mussten sich den Ideen des Faschismus unterwerfen. Der Führer Mussolini und seine obersten Gefolgsleute bestimmten, was die Menschen zu tun und zu denken hatten.“

Diese Definition krankt an mannigfaltigen Stellen. Die dort verwendeten Worthülsen entbehren jeden Sinngehalts, sind somit ideal auf das politische Verständnis des Durchschnittsbürgers zugeschnitten und können von ihm mit Leichtigkeit wiedergekäut werden. Für die politische Debatte müssen wir uns aber bewusst sein, dass es im Europa des 20. Jahrhunderts kaum eine Nation gab, die das eigene Volk nicht emporhielt. Die westliche Multikulti-Utopie wurde zwar zu dieser Zeit bereits vom Freimaurer Coudenhove-Kalergi in seiner Idee der Vereinigten Staaten von Europa formuliert, musste jedoch am starken Nationalismus der europäischen Staaten scheitern. Erst der Zweite Weltkrieg und die danach erfolgte Besetzung und Umerziehung der unterlegenen Kriegsgegner legte den Nährboden für die volkszersetzende Utopie der Globalisten.

Dieser vermeintlichen Utopie widersetzten sich vor allem Faschismus und Nationalsozialismus. Als ein Hauptziel des Faschismus kann folgerichtig konstatiert werden: Die Bekämpfung jeder roten Ideologie wie Kommunismus, Marxismus, Sozialismus und Liberalismus sowie gewisser Gruppen wie etwa Freimaurern und anderen Sekten, die der Integrität der Nation schaden könnten beziehungsweise einen derartigen Eindruck erweckten. Mussolini, den Pazifismus und das allgemeine Prinzip der Schwäche verachtend, erstrebte einen neuen Mittelweg zwischen Pazifismus und Nationalismus, beide Vorteile vereinend. Ebenso wie Hitler verfolgte er das Führerprinzip entgegen einer parlamentarischen Obrigkeit, anders als jedoch im NS wurde nicht die Volksgemeinschaft, die auf Blut und Boden beruhte, propagiert, als vielmehr die allgemeine Verstaatlichung der Betriebe.

So verkündeten die Fasci di combattimento im August 1919 in ihrem innenpolitischen Programm (ein Auszug):

„Daher fordern wir im Hinblick auf die politischen Probleme:

a) Allgemeines Wahlrecht auf Grund regionaler Listen und mit proportionaler Vertretung, Wahlrecht und Wählbarkeit der Frauen.

b) Herabsetzung des Mindestalters für die Wähler auf 18 Jahre, für die Abgeordneten auf 25 Jahre.

c) Abschaffung des Senats.

d) Einberufung einer Nationalversammlung auf die Dauer von drei Jahren, deren erste Aufgabe die Beschlussfassung über die Staatsform sein wird.

e) Bildung von technischen Räten der Arbeit, der Industrie, der Sozialhygiene, des Transport- und Verkehrswesens usw. auf nationaler Ebene, die von den Berufsgenossenschaften gewählt werden und gesetzgebende Gewalt sowie das Recht erhalten sollen, einen Generalkommissar mit der Machtvollkommenheit eines Ministers zu wählen.

Im Hinblick auf das soziale Problem:

a) Die sofortige Verkündung eines Staatsgesetzes, das für alle Arbeiter den Achtstundentag garantiert.

b) Mindestlöhne.

c) Teilnahme der Arbeitervertretung am technischen Vollzug der industriellen Produktion.

d) Überführung von Industrien oder öffentlichen Diensten in die Verfügungsgewalt proletarischer Organisationen (welche die erforderliche moralische und technische Reife erreicht haben).

e) Die schnelle und vollständige Übernahme der Eisenbahnen und aller Transportindustrien in den Staatsdienst.

f) Änderungen des Gesetzentwurfes über die Unfall- und Altersversicherung, Herabsetzung der Altersgrenze von 65 auf 55 Jahre.“

Dieser Artikel sollte zunächst das Grundwesen der faschistischen Bewegung darstellen und erhebt keinesfalls Anspruch auf Vollständigkeit. Im zweiten Teil will ich sodann im nächsten Heft beschreiben, inwiefern sich der Faschismus von unserer deutschen Weltanschauung unterscheidet und weshalb Begriffe wie „Ökofaschismus“, „Linksfaschismus“ oder gar „Rotfaschismus“ unhaltbare Zuschreibungen sind.

Ergänzend zu meinem Artikel sei die Lektüre der Werke von Ernst Nolte („Faschismus – Von Mussolini zu Hitler“), Armin Mohler („Der faschistische Stil“) sowie Karlheinz Weißmann („Faschismus – Eine Klarstellung“) zu empfehlen.

Erstveröffentlichung in N.S. Heute #42

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