16. August 1920 – 9. März 1994
Das Enfant terrible der Literatur des 20. Jahrhunderts, Charles Bukowski, wurde am 16. August 1920 in Andernach/Deutschland als Sohn eines us-amerikanischen Besatzungssoldaten und einer deutschen Mutter geboren. Nach dem Ende der Dienstzeit seines Vaters nahm dieser Frau und Kind 1923 mit nach Los Angeles/USA. Der junge Charles wuchs in einem extrem prekären Milieu auf. Sein Vater fand keine vernünftige Arbeit, zudem war er gewalttätig und alkoholkrank. Auch die Schuljahre waren nicht einfach, zum Beispiel musste Bukowski ein Jahr aussetzen, weil er extrem unter Akne litt. Nach dem Schulabschluss versuchte er, Journalismus zu studieren, brach das Studium allerdings wieder ab. Seine Art zu denken und zu schreiben war schon zu diesem Zeitpunkt eine andere als die seiner Zeitgenossen und Kommilitonen.
Es begannen seine „Wanderjahre“, wie sie heute genannt werden. Von New York über New Orleans, Chicago und vielen anderen Stationen, schlug sich der verhinderte Journalist mit Gelegenheitsarbeiten durch – vom Leichenwäscher bis zum Tankwart war so ziemlich alles dabei. Bei seiner Musterung für die US-Armee 1943 wurde Bukowski als untauglich eingestuft, was ihm ersparte, gegen seine Heimat Deutschland kämpfen zu müssen. Bis 1947 zogen sich seine „Wanderjahre“ fort, bevor er wieder nach Los Angeles zurückkehrte. Dort fand er zunächst seine erste Lebensgefährtin Jane Cooney Baker, heiratete dann aber 1955 Barbara Frye, von der er sich bereits 1958 wieder scheiden ließ.
Bereits 1954 hatte Bukowski damit begonnen, Gedichte und kleine Geschichten zu schreiben. Initialzündung dafür könnte eine Magenblutung gewesen sein, die ihn fast umgebracht hätte. Ob sein robuster Lebensstil mit viel Alkohol und Nikotin zu dieser Magenblutung beigetragen hat, lässt sich heute nicht mehr sagen. Jedenfalls sprang er dem Teufel von der Schippe und änderte an seinem Lebensstil: Nichts! Mit einer einzigen Ausnahme: Nun begann er damit, seine Gedanken, Selbsterlebtes und Erfundenes zu notieren und niederzuschreiben.
Im Zuge der Scheidung von Barbara Frye begann er wieder bei der Post zu arbeiten. War er vor seiner Erkrankung schon für drei Jahre Briefträger gewesen, so arbeitete er nunmehr für elf Jahre als Briefsortierer. Diese Zeit inspirierte Bukowski auch zu seinem späten Debütroman „Der Mann mit der Ledertasche“, welcher 1971 erschien. Bereits seit 1962 hatte er Geschichten in Zeitschriften veröffentlicht, im Jahr darauf war zudem ein Gedichtband erschienen, doch sein wirklicher Erfolg setzte erst mit seinem Debütroman ein, als Bukowski schon 51 Jahre alt war.
Das Privatleben von Charles Bukowski war stets unruhig und, was die Damenwelt betraf, recht wechselhaft. So wurde er 1964, während der Zeit mit seiner Lebensgefährtin Frances Dean Smith, Vater einer Tochter (Marina). Ab 1970 unterhielt er eine Affäre mit einer Bildhauerin, die von vielen Höhen und Tiefen geprägt war. Auch dieser Lebensabschnitt diente als Inspiration für seine Arbeit als Schriftsteller. In dem Buch „Das Liebesleben der Hyäne“, welches 1980 veröffentlicht wurde, ließ er diese Zeit einfließen. 1977 lernte Bukowski seine spätere zweite Ehefrau Linda Lee Beighle kennen. Auch hier war die Beziehung durch Höhen und Tiefen geprägt. Dennoch blieb Linda, ab 1985 Linda Lee Bukowski, bis zu seinem Lebensende am 9. März 1994 bei ihm. Ebenso umfangreich wie die Stationen im Leben von Bukowski war auch sein literarisches Werk, welches er hinterließ. 2006 stiftete seine Witwe Linda seinen umfangreichen Schatz an Schriften und Korrespondenzen, darunter 40 Bücher, der Huntington Library in San Marino/Kalifornien.
Bukowski war das, was man als „Dirty Old Man“ bezeichnen könnte, eine seiner erfolgreichen Kolumnen trug sogar diese Überschrift. Seine Bücher, Gedichte und Kolumnen handelten vom Rande der Gesellschaft; dort wo er selber herkam und wo er sich Zeit seines Lebens auch selbst verortete. Seine Sprache und Schrift waren so rau wie sein Leben. Mit Henry Charles „Hank“ Chinaski erschuf er in seinen Büchern einen Charakter, der Bukowskis eigenes Leben überhöht und sarkastisch, saufend und torkelnd, beschrieb.
Bukowski war kein weltanschaulicher Mensch im politischen Sinne, aber er schrieb viel über das wahre Leben. Nicht nur in den USA, auch und gerade in Europa und Deutschland wurden seine Werke gefeiert, fand doch ein jeder sich in irgendeinem Kapitel in seiner eigenen Lebenslage wieder. Die Abgründe des Lebens beschrieb kaum jemand so offen und anschaulich wie er. Dabei machte er sich auch Feinde im Mainstream und im linken Lager, obwohl er nicht einmal ein „Rechter“ oder Konservativer war. Mit Aussagen wie „Feminismus existiert nur, um hässliche Frauen in die Gesellschaft zu integrieren“ sprach er dem „nichtwoken“ Zeitgeist, damals wie heute, aus der Seele.
Charles Bukowski mag noch heute von Reaktionären, Konservativen und Orthodoxen jeglicher politischen Couleur abgelehnt und verteufelt werden, und doch findet er bei vielen Rebellen (ebenfalls jeglicher politischen und gesellschaftlichen Couleur) Anklang. Denn man(n) findet sich in vielen Äußerungen und Handlungen von „Hank“ Chinaski und vom realen Charles Bukowski wieder. Sei es mit der Feststellung „Ich mag den Knast nicht – da gibt es keine guten Bars“ oder „Das Problem dieser Welt ist, dass die intelligenten Menschen so voller Selbstzweifel und die Dummen so voller Selbstvertrauen sind“. Und wie viele von uns können, auch zum 30. Todestag des großen Schriftstellers, eines seiner bekanntesten Zitate unterschreiben?
Krankenhäuser, Gefängnisse und Nutten: das sind die Universitäten des Lebens. An denen habe ich mehrere akademische Grade erworben. Fast jeder kommt als Genie auf die Welt und wird als Idiot begraben.
Charles Bukowski ist und bleibt einen Blick über den eigenen Tellerrand wert!
Erstveröffentlichung in N.S. Heute #40
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