Besprechungen #41: Frederic Höfer – Feindbild Islam als Sackgasse

Ist der Feind meines Feindes mein Freund?

Man kann diesem Buch eines zugutehalten: Der Autor packt die Überfremdungsproblematik aus einem neuen Blickwinkel an, was immerhin erfrischender zu lesen ist als das x-te Buch über Ausländerkriminalität oder demographische Entwicklungen zu veröffentlichen. Doch was ist von dem Inhalt zu halten? Frederic Höfer geht von einer Grundposition aus, die bereits einer Kapitulationserklärung gleichkommt: Es gäbe hierzulande eine „Realität, die Deutschland und den Islam nun einmal zusammengewürfelt“ habe. Dementsprechend sei die Aussage, der Islam gehöre nicht zu Deutschland, „offenkundig realitätsverweigernd“. Die Islamisierung Deutschlands ist für den Autor eine feststehende Tatsache, und es kommt ihm nur noch darauf an, aus der Lage, wie sie ist, „das Beste zu machen“.

Der Kern des Essays ist laut Höfer die Untersuchung des Verhältnisses der „(rechten) außersystemischen Opposition“ zum Islam. Aus nationalistischer Sicht ist es zunächst befremdlich, dass der Autor die AfD allen Ernstes als „inzwischen maßgeblichen außersystemischen Widerstandsakteur“ ansieht. Bitte, was? Jene AfD, deren Parteiführung bei jeder sich bietenden Möglichkeit ihre Staatstreue beteuert, deren Vorsitzender am Jahrestag der Kapitulation in der russischen Botschaft die Niederlage Deutschlands feiert und die tatsächliche Systemkritiker reihenweise aus der eigenen Partei wirft? Diese AfD ist alles Mögliche, aber ganz bestimmt kein „außersystemischer Widerstandsakteuer“.

Kommen wir zurück zum Kernthema des Essays: Mit großer Hingabe ist der Autor bemüht, Koranverse zu verharmlosen und den Leser davon zu überzeugen, dass die islamischen Gebote gar nicht so schlimm seien und dass man alles auch viel harmloser interpretieren könne. Egal ob Kopftuch, Minarett oder Muezzinruf, auch diese Symbole der Islamisierung bräuchten uns in Deutschland nicht weiter zu stören. Ob der Autor mittlerweile vielleicht selbst zum Islam konvertiert ist? Diese Frage wird in dem Buch jedenfalls offengelassen.

Nun mag es ja durchaus sein, dass viele Moslems einen ausgeprägteren Sinn für Familie und Tradition haben als es bei den meisten Deutschen der Fall ist, und dass sie mit dem westlichen Hedonismus- und Dekadenzdenken genauso wenig anfangen können wie wir. Und ja, natürlich sind die Hauptschuldigen für die Situation bei den grün-bunten Deutschlandhassern zu suchen und nicht bei den Einwanderern selbst. Doch wird der Feind meines Feindes damit automatisch zu meinem Freund? Der Autor lässt zudem außer Acht, dass sich bereits hunderttausende Moslems der zweiten, dritten und vierten Einwanderergeneration in die BRD-Gesellschaft integriert haben; sie sind Mitglieder in den Altparteien, mischen in linken Vereinen oder gleich bei der Antifa mit und haben den westlichen Lebensstil vollständig übernommen.

Des Weiteren stellt Höfer kein Konzept vor, wie unser Land nach der von ihm erhofften „traditionalen Wende“ konkret aussehen solle. Werden dann verschiedene Gebiete abgesteckt, bekommen die Moslems zum Beispiel NRW, wenn sie dafür Hessen und Niedersachsen räumen? Ober bleibt das „multikulturelle Zusammenleben“ so wie bisher, und man hofft einfach darauf, dass es keine Vermischungen geben wird und ganz von alleine wieder mehr deutsche Kinder geboren werden? Höfers Entwurf einer „traditionalen Wende“ bleibt also unausgegoren und lückenhaft.

Die angeführten Kritikpunkte sollen allerdings keine Aufforderung dazu sein, das Buch nicht zu lesen – ganz im Gegenteil. Schließlich führt gerade die geistige Auseinandersetzung mit nicht zustimmungswürdigen Inhalten dazu, dass der Leser zum Nachdenken angeregt wird und sich schon während der Lektüre überlegen muss, warum er die dargebotenen Konzepte ablehnt. In einem Punkt ist das Buch allerdings auch ziemlich unislamisch: Bevor sich Autor und Verlag dazu entschieden haben, für ein 100-Seiten-Essay, das man in kaum zwei Stunden durchgelesen hat, einen Preis von 18,00 € zu nehmen, hätten sie sich besser einmal die Koransure 2, 275 ansehen sollen: „Wer aber zum Wucher zurückkehrt, jene sind Insassen des Höllenfeuers. Ewig werden sie darin bleiben.“

Erstveröffentlichung in N.S. Heute #36

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1 Gedanke zu „Besprechungen #41: Frederic Höfer – Feindbild Islam als Sackgasse“

  1. Wir haben inzwischen Menschen aus sämtlichen Nationen hier in Deutschland; darunter ebenfalls extrem deutschfeindlich Gesinnte. Diese sind nach Frederic Höfer inzwischen auch hierzulande „zusammengewürfelt“ und man müßte nach ihm ebenfalls „das Beste daraus machen“.
    Nein das sind für mich Menschen der Sorte Höfers, die sich aufgegeben haben.

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