Besprechungen #37: Martin Sellner – Regime Change von rechts

Vergiftete Grüße aus Wien

Vergiftete Grüße aus Wien schickt der ehemalige Sprecher der Identitären Bewegung (IB), Martin Sellner, mit der Veröffentlichung seines neuen Buches „Regime Change von rechts“. Der nicht mehr ganz so junge Autor will nach seiner Erstveröffentlichung „Identitär! Geschichte eines Aufbruchs“ aus dem Jahr 2017, die noch eher jugendlich-aktivistisch geprägt war, nun offenbar abgeklärter und gereifter wirken. Doch an seiner längst überholten Grundlinie, für eine strikte und kategorische Spaltung zwischen „neurechts“ und „altrechts“ einzutreten, will er noch immer nichts ändern. In Wirklichkeit sind diese Grenzen längst fließend und werden immer weiter verschwimmen, woran auch der erneute publizistische Spaltungsversuch des Martin Sellner nichts mehr ändern wird.

Wie der Autor schreibt, dreht sich das eigentliche Thema des Buches um die Frage: „Wie erlangen wir staatspolitische Gestaltungsmacht?“, wobei Sellner mit diesem „wir“ ausdrücklich nur das sogenannte „neurechte“ Lager unter Ausschluss aller authentischen Nationalisten meint. Das politische „Hauptziel“ des neurechten Lagers wird von Sellner wiefolgt auf den Punkt gebracht: „Wir müssen unsere ethnokulturelle Identität und Substanz bewahren.“ Inhaltlich mag das durchaus richtig sein, doch warum drückt er sich so verschwurbelt aus? Man könnte stattdessen auch einfach formulieren: „Wir wollen unser deutsches Volk, unsere Kultur und unser Land retten.“ Aber vielleicht wäre das einfach nicht elitär genug für den Sprachgebrauch des abgebrochenen Jura-Studenten.

Das rechte Hauptziel fordere eine „metapolitische Wende“ und nicht einen bloßen Austausch der Regierung. In (seinem) „rechten Lager“ unterscheidet Sellner fünf Kategorien: Partei, Bewegung, Gegenöffentlichkeit, Theoriebildung und Gegenkultur. Er stellt verschiedene „Leitstrategien“ und „Nonstrategien“ vor, wobei er richtigerweise dem reinen „Parlamentspatriotismus“ und der politischen Militanz eine Absage erteilt. Der erfolgversprechendste Ansatz ist für ihn die „Reconquista“, also die Erringung der kulturellen Hegemonie, woraus sich dann die staatspolitische Gestaltungsmacht ergebe.

Einen breiten Raum nimmt Sellners „Skizze einer erfolgreichen Reconquista“ ein, die allerdings spannender zu lesen wäre, wenn sich nicht ständig die gleichen Begriffe, Themen und strategischen Ansätze wiederholen würden, was beim Leser irgendwann ermüdend wirkt. Nach einer „Vorbereitungsphase“ und einer „Aufbauphase“ käme es dann in der dritten Stufe der Reconquista, der „Konzentrationsphase“, zum entscheidenden Schlag gegen das Regime. Als erstes Beispiel einer nach Ansicht des Autors erfolgreichen Reconquista nennt er die „Orbánisierung“ Ungarns als eine Form der „konservativen Revolution“. Ebenso denkbar sei eine „Maidanisierung“ wie in der Ukraine 2013/14, also eine dauerhafte Massenkundgebung auf einem zentralen und symbolträchtigen Platz (ohne sich die Ziele der pro-westlichen Akteure auf dem „Euromaidan“ zu eigen zu machen).

Einige der von Sellner dargestellten strategischen Ansätze sind durchaus brauchbar, doch krankt das Buch eben an den ständigen „Warnungen“ vor einem angeblichen „Rückfall“ in „altrechte Subkultur“, was sich wie ein übel riechender Faden durch das ganze Buch zieht. Alles, was Sellner unter dem Begriff „altrechts“ subsumiert, gehöre nicht zum „rechten Lager“ und müsse wortwörtlich sogar „bekämpft“ werden. Der gesamte Bereich des deutschen Nationalismus, also alle nationalen Parteien, Organisationen, Jugendgruppen, kulturellen Vereine, der große nationale Musikbereich, die nationalen Publikationen, Medienkanäle und alle Aktivisten des Nationalen Widerstandes, die sich seit vielen Jahren oder Jahrzehnten für Deutschland den Arsch aufreißen – von Sellner wird alles mit einem Federstrich weggewischt und zum Gegner erklärt, der bekämpft werden müsse.

Wir werden im nächsten Heft ausführlicher auf Sellners Kampfansage an den deutschen Nationalismus eingehen und seine Grundthesen widerlegen.

Erstveröffentlichung in N.S. Heute #37

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1 Gedanke zu „Besprechungen #37: Martin Sellner – Regime Change von rechts“

  1. Ich halte von Martin sellner und seinen Thesen nichts. Seine Ablehnung von Nationalstaaten und Nationalismus ist sehr verdächtig. Da lese ich lieber die Bücher von echten Nationalisten

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