Es ist ein milder Nachmittag zum Jahresende 2022, als wir auf der Durchreise zu einer Geburtstagsfeier in der Schwalm am Bergpark Wilhelmshöhe Station machen. Wie oft sind wir auf der Autobahn schon an Kassel vorbeigekommen und hatten es bislang doch nie geschafft, uns einmal den Herkules aus der Nähe anzuschauen; diesmal sollte es nun endlich klappen.
Der Bergpark Wilhelmshöhe mit Herkulesbauwerk und Wasserspielen wurde im Jahre 2013 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt. Zu verdanken haben wir dieses einzigartige Gesamtkunstwerk auf dem Gebiet der Gartenarchitektur, der Kunstgeschichte und der technischen Raffinesse dem Landgrafen Carl von Hessen-Kassel, der das Reichsfürstentum von 1677-1730 regierte. Ab 1696 begann der absolutistische Herrscher, sich durch den Bau einer riesigen barocken Parkanlage westlich von Kassel ein architektonisches Denkmal setzen zu lassen, das die Jahrhunderte überdauert hat. In und um Kassel gibt es noch zahlreiche weitere erhaltene Prachtbauten und Anlagen, welche auf die Regentschaft Carls zurückgehen; damals wurde tatsächlich noch für die Ewigkeit gebaut. – Wie viele Bauwerke werden wohl in 300 Jahren noch stehen, die auf die Regentschaft Angela Merkels oder von Olaf Scholz zurückgehen? Aber lassen wir das, schließlich wollen wir uns in diesem Artikel mit schönen Dingen beschäftigen.
Auf dem wuchtigen, 33 Meter hohen Oktogon (im Volksmund auch als „Riesenschloss“ bezeichnet), thront auf einer steilen Pyramide über dem Gipfel des Karlsberges die 8,30 Meter hohe Kupferfigur des Herakles (eingedeutscht „Herkules“). Der griechische Halbgott, Sohn des Zeus und der Alkmene, stützt sich nachdenklich, aber kraftvoll auf seine mit einem Löwenfell behängten Keule, die Früchte der Hesperiden hinter seinem Rücken zeugen von seinen ruhmreichen Taten. Wie eine Infotafel im Besucherzentrum erklärt, soll die weithin sichtbare, monumentale Herkulesstatue die Tugenden eines gerechten und weisen Herrschers und die Allmacht des Landgrafen Carl versinnbildlichen.
Doch wie kam der hessische Landgraf überhaupt dazu, sich gerade eine griechische Skulptur auf den Gipfel setzen zu lassen und nicht etwa eine Figur aus der deutschen oder germanischen Mythologie? Auch hierzu gibt es eine Erklärung: Der Kasseler Herkules stellt eine Nachbildung der antiken Skulptur „Herkules Farnese“ dar, den Carl während seiner Italienreise 1700 in Rom gesehen hatte und die offenbar seine Faszination geweckt hatte. Der Kasseler Herkules gilt heute als ein früher Vorläufer der kupfergetriebenen Statuen des Industriezeitalters wie der New Yorker Freiheitsstatue oder des Hermannsdenkmals im Teutoburger Wald.
Das Oktogon bildet nicht nur das Fundament für die Herkulespyramide, sondern hat auch die Funktion eines Quellbauwerkes für die zu Tal stürzenden Wassermassen. Über die Kaskadentreppen wird zudem die Verbindung hinunter zum Schloss und somit zwischen dem Halbgott und den Hessischen Landgrafen hergestellt. Die Wasserspiele, die sich über die barocke Gartenanlage erstrecken, werden an fünf zentralen Stationen inszeniert – sofern man zum richtigen Zeitpunkt kommt. Im Normalfall finden die Wasserspiele vom 1. Mai bis zum 3. Oktober jeden Mittwoch sowie sonn- und feiertags ab 14.30 Uhr statt, wir sind also etwas zu spät dran und werden wohl im nächsten Jahr nochmal wiederkommen müssen. Die Wasserkünste, bei der jede Szene ungefähr zehn Minuten mit gewaltigen Wassermassen überströmt wird, ist authentisch erhalten und funktioniert immer noch nach den gleichen Prinzipien wie vor 300 Jahren.
Ein Wermutstropfen für die Besucher ist sicherlich die Dauerbaustelle am Herkules: Seit 2006 dauern die Sanierungsarbeiten an dem Kasseler Wahrzeichen an, mit einem Abschluss der Baumaßnahmen ist nicht vor 2026 zu rechnen. Damit werden die Sanierungsarbeiten mindestens vier Jahre länger dauern als die Errichtung des Denkmals selbst, das unter ganz anderen technischen Voraussetzungen zwischen 1701 und 1717 fertiggestellt wurde, also in einer Bauzeit von nur 16 Jahren. – Es ist völlig egal, wohin man schaut, in diesem Regime ist mittlerweile wirklich alles dysfunktional und gezeichnet von Misswirtschaft und Unfähigkeit.
Obwohl im Inneren des Herkules kaum etwas zu sehen ist, werden den Besuchern an einer Schranke nicht weniger als sechs Euro abgeknöpft, dafür dürfen sie dann einmal die Wendeltreppe hochkraxeln, einem Einwanderer mit rudimentären Deutschkenntnissen die Eintrittskarten vorzeigen und sich von Hinweisschildern in einem merkwürdigen Gender-Gequatsche leiten lassen – schönen Dank auch!
Von diesen zeitgeistigen Erscheinungen einmal abgesehen, ist der Bergpark Wilhelmshöhe insbesondere in der warmen Jahreszeit definitiv eine Reise wert und kann in Verbindung mit anderen Sehenswürdigkeiten in der Region wie dem Schloss Wilhelmshöhe, der Löwenburg, dem Park Karlsaue, der Orangerie und dem Hessischen Landesmuseum für einen Tages- oder Wochenendausflug genutzt werden. Da Kassel ziemlich genau den geographischen Mittelpunkt der BRD bildet, ist die Region aus allen Himmelrichtungen gut zu erreichen.
Erstveröffentlichung in N.S. Heute #34
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