Historisches Kalenderblatt – Zum 100. Todestag von Albert Leo Schlageter

Passbild Schlageters aus der Zeit des Ruhrkampfes

Albert Leo Schlageter wird am 12. August 1894 in Schönau im Schwarzwald als sechstes von insgesamt elf Kindern einer bodenständigen Bauernfamilie geboren. Der junge Schlageter besucht die Volksschule und lernt in seiner Freizeit nicht nur seine Badische Heimat durch zahlreiche Ausflüge kennen und lieben, sondern eignet sich als wissbegieriger Junge beim örtlichen Pfarrer auch etwas Latein an. In Freiburg im Breisgau und später in Konstanz besucht er das Gymnasium.

Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges legte Schlageter das Notabitur ab und meldete sich freiwillig zum Kriegsdienst. Er trat dem 5. Badischen Feldartillerieregiment Nr. 76 bei, mit dem er die gesamte Kriegszeit erlebte, von seinem ersten Fronteinsatz im März 1915 bis zum Kriegsende im November 1918. Durch persönliche Tapferkeit erwarb er sich nicht nur die Eisernen Kreuze II. und I. Klasse, sondern wurde auch, mit gerade einmal 23 Jahren, 1917 zum Leutnant befördert. Seine Verachtung für die „Etappenhengste“ hinter der Front und sein Leben in Tat, Not und Entbehrung schweißte ihn über den Tod hinaus mit seinen Männern zusammen.

Freikorpskämpfe im Baltikum, im Ruhrgebiet und in Oberschlesien

Nach der Demilitarisierung versuchte sich Schlageter als Student der Nationalökonomie, parallel zu seinem Kriegsdienst hatte er sich bereits als Theologiestudent in Freiburg eingeschrieben. Doch im März 1919 meldete er sich zum Freikorps und kämpfte zunächst im Baltikum. Unter anderem war er im Freikorps des Freiherrn von Medem an der Eroberung von Riga beteiligt. Später kämpfte er als Teil der „Deutschen Legion“ im „Freikorps Petersdorff“ weiter gegen den Bolschewismus. Im Dezember 1919 kehrte Schlageter mit seiner Batterie als einer der letzten „Legionäre“ über Ostpreußen in das Reich zurück.

Mit seiner Einheit vom Freikorps „Marine-Brigade Loewenfeld“ übernommen, unterstützte er den „Kapp-Putsch“ mit Kämpfen bei Breslau. Nach dem Scheitern dieser Unternehmung in Berlin wurde er sofort in das Ruhrgebiet geworfen, um dort ab März 1920 die kommunistischen Aufstände niederzuschlagen.

Kaum hatte er nach der Auflösung des „Freikorps von Loewenfeld“ einen Broterwerb als Landarbeiter gefunden, durch den er weitere seiner Männer eine Arbeitsstelle vermitteln konnte, folgte er wieder dem „Befehl des Gewissens“ und schloss sich im Mai 1921 dem „Freikorps Hauenstein“ an, um dem Terror der polnischen Insurgenten (Aufständischen) unter ihrem grausamen Anführer Korfanty entgegenzutreten. Die Freikorps bekämpften die Terrorbanden in den oberschlesischen Gebieten, in denen eine Volksabstimmung über den Verbleib der Gebiete im Deutschen Reich stattfinden sollte. Im „Sturmbataillon Heinz“ kämpfte Schlageter im Schatten des legendären schlesischen Annaberges. Der Annaberg konnte letztlich vom „Freikorps Oberland“ auch deshalb von den polnischen Insurgenten zurückerobert werden, weil Schlageter mit seinen buchstäblich aus Schrott zusammengesetzten Geschützen die polnische Artillerie niedrighalten konnte.

Nach den Kämpfen in Oberschlesien trat Schlageter der „Organisation Heinz“ bei, die nach ihrem Leiter, dem Freikorpsführer Heinz Hauenstein benannt war. In dieser Geheimorganisation leistete Schlageter in Oberschlesien und Danzig Untergrundarbeit zur Informationsgewinnung und Gegenspionage gegen den polnischen Feind. Auch der Einbruch in das Gefängnis von Kosel und die Befreiung von 17 deutschen Freiheitskämpfern gehörte zu seinen Aufgaben. Nach einer weiteren Aktion 1922 in Danzig, wo der polnische Geheimdienstler „Rittmeister Dubitsch“ ausgespielt werden sollte, war Schlageter leider „verbrannt“. Da er zur Fahndung ausgeschrieben wurde, war er für die Untergrundarbeit in Ostdeutschland fortan nicht mehr verwendbar.

Diese Worte fand man, auf einem Zettel Papier geschrieben, in der Tasche Schlageters nach seiner Hinrichtung

War Schlageter Nationalsozialist?

Im Januar 1923 wurde das Ruhrgebiet durch französische und belgische Truppen besetzt, um Wirtschaftsgüter zu beschlagnahmen und „Reparationszahlungen“ einzufordern. In dem knappen Jahr zwischen dem Einsatz in Danzig im Winter 1921/22 bis zum Beginn des „Ruhrkampfes“ versuchte sich Schlageter in Berlin als Kaufmann. In diese Zeit fällt auch die Gründung einer „Großdeutschen Arbeiterpartei“ (GDAP) in Berlin. Nachweislich ist Schlageter als GDAP-Gründungsmitglied in den Dokumenten eingeschrieben. Ursprünglich sollte bei diesem Treffen allerdings die norddeutsche NSDAP gegründet werden, was durch ein kurzfristiges Verbot der NSDAP durch den preußischen Innenminister Severing (SPD) jedoch verhindert wurde. So behalf man sich also mit einer geringfügigen Namensänderung.

Dies lässt vermuten, dass Schlageter in dieser Zeit tatsächlich Nationalsozialist war beziehungsweise geworden ist und hier seine politische Heimat sah. Auch seine Teilnahme am ersten Reichsparteitag der NSDAP im Januar 1923 in München bekräftigt diese Annahme. Tatsächlich wurde aber nie ein NSDAP-Mitgliedsausweis von Schlageter aufgefunden, auch sonstige Dokumente, die eine Mitgliedschaft Schlageters in der damals noch sehr kleinen und unbekannten Partei nachweisen könnten, existieren nicht. Nach hiesigem Dafürhalten ist die Einordnung von Albert Leo Schlageter als „Blutzeuge“ der nationalsozialistischen Bewegung nachvollziehbar, aber nicht zwingend. Unbestritten ist jedoch die große Verehrung, die Schlageter in den Jahren 1933 bis 1945 zuteilwurde.

Aktiver Ruhrkampf gegen die Besatzungsmacht

Doch für die Politik der Worte hatte Schlageter keine Zeit mehr, denn ab Januar 1923 ging er in den AKTIVEN Ruhrkampf. Die Regierung der Weimarer Republik hatte zuvor den PASSIVEN Widerstand aufgerufen, woraufhin zum Beispiel Kaufleute und Restaurants die Bedienung von Besatzungssoldaten verweigerten, Straßenbahnfahrer keine Besatzungssoldaten beförderten und Lokführer keine Güterzüge mit Raubgut (vor allem Kohle und Stahl) nach Frankreich fuhren, was die französischen Okkupanten vor große logistische und personelle Probleme führte. Zusätzlich zum passiven Widerstand wurden bewährte Untergrundkämpfer wie Schlageter, aber zum Beispiel auch Männer wie Viktor Lutze, Erich Koch und Karl Kaufmann, die später hohe Posten im nationalsozialistischen Deutschland bekleiden sollten, mit stillschweigender Unterstützung amtlicher Stellen aktiv.

Neben dem Erkenntnisgewinn über französische Besatzungstruppen und Kollaborateure standen Sabotageakte im Vordergrund des aktiven Ruhrkampfes, wobei stets darauf geachtet wurde, dass dabei möglichst keine Personen zu Schaden kommen. Schlageter und seine Männer sprengten unter anderem zwei Eisenbahnbrücken am 12. März 1923 in Essen-Hügel und am 15. März in Kalkum bei Düsseldorf. Insgesamt verübten verschiedene Gruppen allein im Jahr 1923 über 180 Anschläge gegen die Besatzungsmacht.

Durch Verrat wurde Schlageter am 7. April in einem Essener Hotel von der französischen Polizei verhaftet, in der Folge traf es auch einige seiner Mitstreiter. Nach der Regierungsübernahme durch die Nationalsozialisten wurden die Ermittlungen, wie es genau zur Verhaftung Schlageters gekommen war, von der Gestapo neuaufgenommen. Doch auch die Gestapo konnte nicht abschließend klären, ob der Verrat von den angeblich „eigenen Leuten“ vorgenommen wurde, ob eine Damenbekanntschaft Schlageters dafür verantwortlich war oder ob es sich einfach um eine Verkettung unglücklicher Umstände handelte.

Schlageter vor seinem Erschießungskommando, Zeichnung

Albert Leo Schlageter wird hingerichtet – ein Mythos wird geboren

Bereits am 9. Mai 1923 wurde Schlageter in einem Schauprozess von einem französischen Militärgericht zum Tode verurteilt. Einige seiner Mitstreiter wurden zu lebenslanger Zwangsarbeit verurteilt und wurden zum Teil in die berüchtigte Strafkolonie Saint-Martin-de-Ré an der französischen Atlantikküste verbracht. 1924/25 kamen sie allerdings durch Vermittlungen auf internationaler Ebene im Rahmen einer „Amnestie“ wieder frei.

Schlageter selbst legte Revision gegen das Urteil ein, die aber erfolglos blieb. Die Weimarer Regierung intervenierte gegen das Todesurteil, sogar der Vatikan wurde um Vermittlung bei der französischen Regierung gebeten. Auch die Eltern von Albert Leo Schlageter bemühten sich bei hohen französischen Geistlichen sowie beim Roten Kreuz um die Vermittlung für ein Gnadengesuch, was Schlageter selbst aber kategorisch ablehnte. Sogar die deutschstämmige Königin von Schweden nahm sich des Falles an – doch alles war vergebens. Die Besatzungsmacht Frankreich machte deutlich, an Schlageter ein Exempel statuieren zu wollen, auch die geplanten Befreiungsversuche scheiterten schon im Ansatz.

In der Nacht zum 26. Mai 1923 wird Schlageter in seiner Zelle geweckt. Zwischen 2 Uhr und 3 Uhr werden sein Rechtsanwalt und ein Geistlicher zu ihm gelassen. Als gläubiger Katholik beichtet der Todgeweihte, bevor er zum Platz der Exekution geführt wird. Eine letzte Zigarette im Mundwinkel, schreitet er seinem Schicksal entgegen.

Historische Ansichtskarte mit Schlageters Grabstätte und Denkmal in Schönau im Schwarzwald

Auf der Golzheimer Heide (im heutigen Düsseldorfer Stadtteil Derendorf) steht ein Holzpfahl vor einer Grube, gegenüber der Grube hat sich das französische Erschießungskommando postiert. Der Gefesselte soll sich hinknien, er verweigert. Ein Sergeant schlägt ihm in die Kniekehlen, er sinkt danieder. Bevor der Feuerbefehl durch das Morgengrauen schmettert, reißt sich der junge Weltkriegsoffizier, Freikorps- und Widerstandskämpfer noch einmal empor und blickt den Kugeln entgegen, die ihn tödlich treffen. Um ganz sicherzugehen, das grausame Urteil wirklich vollstreckt zu haben, schießt ein französischer Offizier dem blutenden Schlageter noch einmal mit dem Revolver in den Kopf.

Vielleicht ertrug Schlageter seinen Tod deshalb so ruhig, weil er zuvor schon einmal „tot“ war: In Flandern 1918, als ihn eine feindliche Granate in den Dreck warf und so schwer verwundete, dass seine Kameraden ihn für tot hielten. Sie legten ihn auf einen Leiterwagen, um ihn zur Beerdigung zu transportieren, als er wie durch ein Wunder wiedererwachte und in das Leben zurückfand. Möglicherweise kämpfte er danach umso entschlossener und ward im Allgemeinen so ruhig und selbstlos. Nun bewahrheitete sich der Satz, den Schlageter im Baltikum bei den Grenzkämpfen vernahm und der aus einer finnischen Weise stammte:

„Das Banner muss stehen, wenn der Mann auch fällt!“

Nach der Freigabe des Leichnams durch die französischen Besatzungsbehörden wurde Albert Leo Schlageter von der Golzheimer Heide (wo später ein mächtiges Monument für ihn errichtet werden sollte, das 1946 wieder zerstört wurde) über Elberfeld in seine Heimat nach Schönau gebracht. Dies glich einer einzigen Prozession: Auf dem Sarg die Reichskriegsfahne, am Wegesrand und an den Bahnhöfen überall die Farben Schwarz, Weiß und Rot. Ein ganzes Volk, unabhängig von einzelnen politischen Ansichten, ehrte diesen selbstlosen jungen Idealisten. Auch 100 Jahre nach seiner Hinrichtung ist dieses Kämpferherz nicht vergessen.

Albert Leo Schlageter – HIER!

Erstveröffentlichung in N.S. Heute #35

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1 Gedanke zu „Historisches Kalenderblatt – Zum 100. Todestag von Albert Leo Schlageter“

  1. Ganz miese Nummer:

    Nach dem Zweiten Weltkrieg fasste die Stadtverordnetenversammlung Düsseldorfs den Beschluss, das Schlageter Denkmal abzureißen, ohne dass die britische Besatzungsmacht die Stadt hierzu aufgefordert hätte.

    Wikipedia

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