Auf historischen Pfaden: Reiseziel Ostwestfalen

Die Externsteine am Rande des Eggegebirges

Wer den Beginn der warmen Jahreszeit sinnvoll nutzen will, könnte es sich zur Aufgabe machen, einen kleinen Ausflug nach Ostwestfalen-Lippe (OWL) zu planen. Für geschichts- und heimatbewusste Menschen hat die Region in einem Umkreis von weniger als einer Stunde Fahrzeit so viele Sehenswürdigkeiten zu bieten, dass reisefreudige Kameraden am besten mehrere Tage für ihren Ausflug einplanen sollten.

Am Rande des Eggegebirges, zwischen Paderborn und Detmold, erhebt sich eine imposante Gesteinsformation: die sagenumwobenen Externsteine. Der wissenschaftliche Streit, ob es sich bei den Sandsteinfelsen um eine frühgermanische Kultstätte oder um ein christliches Heiligtum des Mittelalters handelt, dauert bis heute an. Die von der nationalsozialistischen Forschung in den 1930er-Jahren erbrachten Erkenntnisse werden vom Mainstream zwar weitgehend ignoriert, sie brachten aber bedeutende Indizien für die These hervor, dass die kultische Nutzung der Externsteine bereits auf frühgermanische Zeit zurückgeht. In der Zeit rund um die Winter- und Sommersonnenwende sollte das Areal besser gemieden werden, da sich zu dieser Zeit allerhand merkwürdiges Volk rund um die Externsteine breitmacht.

Von den Externsteinen fährt man etwa 20 Minuten mit dem Auto (oder, was wesentlich schöner ist: man unternimmt von dort aus eine zweistündige Wanderung über den Hermannsweg!) zur höchsten Statue Deutschlands, dem 53 Meter großen Hermannsdenkmal. 1875 feierlich eingeweiht, überstand der „Hermann“ unbeschadet zwei Weltkriege und mehrere politische Systemwechsel. Im Herbst wird der Hermann übrigens wieder leuchten: mit bunten Lichtstrahlen wird dann das gesamte Gelände rund um das Denkmal für sieben Tage illuminiert, was für eine einzigartige Atmosphäre sorgt. Karten sollten vorher reserviert werden!

Im Kreis Paderborn bewegen wir uns nun in Süd-Ostwestfalen, hier haben wir nicht nur drei verschiedene Richtungsangaben in demselben Begriff, sondern auch die einzige, in geschlossener Bauweise errichtete Dreiecksburg. Hoch über dem Tal der Alme, südwestlich von Paderborn, thront die 400 Jahre alte Wewelsburg, die in der NS-Zeit von Heinrich Himmler zum geistigen und weltanschaulichen Zentrum der SS auserkoren wurde. Zwar wird von den Demokraten heute alles versucht, den Obergruppenführersaal mit der in den Boden eingelassenen Schwarzen Sonne und die geheimnisvolle Krypta zu entmystifizieren, indem etwa bunte Sitzsäcke aufgestellt oder die Räume grell beleuchtet werden, trotzdem weht noch heute ein Hauch von nationalsozialistischem Okkultismus durch die Gemäuer der Burg.

Externsteine, Hermannsdenkmal und Wewelsburg sind sicherlich die „Klassiker“ bei jedem Ausflug in die Region, doch OWL hat noch wesentlich mehr zu bieten. Freunde der Ornithologie werden ihre Freude an der Adlerwarte Berlebeck haben, ein 1939 gegründeter Vogelpark mit über 46 Greifvogelarten, ganz in der Nähe des Hermannsdenkmals gelegen. Seit dem 1. April hat nach der Winterpause auch das LWL-Freilichtmuseum Detmold wieder geöffnet. Dieses „Landesmuseum für Alltagskultur“ zeigt in etwa 120 historischen Gebäuden (zum Beispiel Bauernhäusern, Windmühlen und Speichern) den Wandel des bäuerlichen Lebens vom 16. bis ins 19. Jahrhundert.

Ein weiteres Freilichtmuseum in der Region erfreut sich bei geschichtsinteressierten Nationalisten großer Beliebtheit: das 1936 von dem Nationalsozialisten und Mitarbeiter Alfred Rosenbergs, Hans Reinerth, als „Germanengehöft“ gegründete Archäologische Freilichtmuseum Oerlinghausen im Kreis Lippe. Das erste Freilichtmuseum der Welt führt heute auf einem Rundweg durch 13.000 Jahre Geschichte, die nachgebauten Behausungen geben einen Einblick in die Lebensweise der Menschen ihrer Zeit, von der Altsteinzeit bis ins frühe Mittelalter. Für volksverbundene Menschen ist hier allerdings (ebenso wie in der Wewelsburg) Vorsicht angesagt: Die Mitarbeiter werden dazu angehalten, Gesichts- und Kleidungskontrollen durchzuführen. Wer nationalistische Symbole trägt oder einfach nur als Rechter bekannt ist, wird direkt am Eingang abgewiesen – haltet Euch also zumindest so lange bedeckt, bis Ihr den Rundgang abgeschlossen habt.

Vom Kreis Lippe aus bewegen wir uns in westliche Richtung nach Bielefeld, die größte Stadt Ostwestfalens und Geburtsstadt von Horst Wessel. Hier thront die über 800 Jahre alte Sparrenburg, das Wahrzeichen der Stadt, hoch über dem Bielefelder Stadtzentrum. Der oberirdische Teil der mittelalterlichen, rondellierten Festungsanlage kann ganzjährig kostenfrei besucht werden, die weiteren Anlagen sind von April bis Oktober zugänglich. Vom 31,5 Meter hohen Aussichtsturm haben die Besucher nicht nur einen atemberaubenden Blick über Ostwestfalen, sondern geschichtsinteressierte Touristen wissen sich dort auch an einer historischen Stelle: Anlässlich des NSDAP-Gauparteitages hissten Bielefelder Nationalsozialisten in einer Nacht- und Nebel-Aktion vom 20. auf den 21. Juni 1931 von diesem Aussichtsturm eine Hakenkreuzfahne – und die Bürger Bielefelds staunten nicht schlecht angesichts dieses ungeheuren Affronts. Immer am letzten Juli-Wochenende findet das mittelalterliche „Sparrenburgfest“ statt – wie bei jedem Mittelalterfest ein schmaler Grat zwischen Historie und Klamauk.

Zum krönenden Abschluss der historischen Reise durch Ostwestfalen geht es in nördliche Richtung zur „Porta Westfalica“, dem „Tor nach Westfalen“. An der Porta Westfalica befindet sich das Kaiser-Wilhelm-Denkmal, das mit 88 Metern zweithöchste Denkmal Deutschlands (nach dem Völkerschlachtdenkmal in Leipzig). Am 18. Oktober 1896 von Kaiser Wilhelm II. und Kaiserin Auguste Viktoria feierlich eingeweiht, wurde das Denkmal im vergangenen Oktober 125 Jahre alt. Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal lässt sich zwar mit dem Pkw direkt anfahren, doch wir empfehlen eine Wanderung auf einem Teilstück des Europäischen Fernwanderweges E11 vom Bahnhof Porta Westfalica aus. Nach absolvierter Wanderung hat man sich am Ziel eine Erfrischung in dem vor wenigen Jahren neueröffneten Panoramarestaurant auf der Ringterrasse des Denkmals redlich verdient.

Erstveröffentlichung in N.S. Heute #30

Literaturhinweise:

Zur Erforschung der Externsteine: Dennis Krüger (Hrsg.) – Im Streit um die Externsteine. Die Erforschung des Heiligtums im Spiegel der 1930er-Jahre

Zum Leben von Hermann / Arminius: Ernst-A. Schomer – Arminius. ›Liberator Germaniae‹

Rechter Polit-Thriller mit dem Hermannsdenkmal als Schauplatz: Steve Lizek – Hermann muss fallen

Die Geschichte der Wewelsburg: N.S. Heute Nr. 9: Mythos Wewelsburg

Die Wewelsburg in der NS-Zeit: Stuart Russell, Jost W. Schneider – Himmlers Burg. Wewelsburg, Zentrum der SS

Zu Herkunft und Geschichte der Germanen: Linus Ammer – Die Herkunft der Germanen und Indogermanen; Gustaf Kossinna – Altgermanische Kulturhöhe; Dennis Krüger – Hyperborea. Der Mensch aus dem Norden in der Frühgeschichte; Kurt Pastenaci – Die großen germanischen Führer; Reinhard Schmoeckel – Die Indoeuropäer. Aufbruch aus der Vorgeschichte; Helmut Schröcke – Die Vorgeschichte des deutschen Volkes

Zur Lebensweise der Germanen: Walther Schulz – Germanische Vorzeit; Dennis Krüger (Hrsg.) – Die Germanen: Kultur – Weltanschauung – Kriegsführung

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