Besprechungen #22: Julius Evola – Philosoph zwischen Tradition & Moderne

Im Jahr 2015 erschien im Bottroper Forsite-Verlag die vorliegend zu besprechende Aufsatzsammlung von Julius Evola, einem der bedeutendsten und zugleich umstrittensten Philosophen des 20. Jahrhunderts. Das gut 170 Seiten umfassende Büchlein gliedert sich in eine Einführung über das Leben und Wirken Evolas sowie einer Auswahl seiner Aufsätze aus den Jahren 1932 bis 1973, also über einen Schaffenszeitraum von über 40 Jahren.

Julius Evola wurde 1898 in Rom geboren, im Ersten Weltkrieg diente er als Artillerieoffizier. Als Kind katholisch erzogen, wandte er sich jedoch früh der heidnischen Antike und dem chinesischen Taoismus zu. Bereits ab den 1920er-Jahren befasste er sich mit magischen Übungen und Initiationsriten. Einer seiner Hauptgrundsätze, die er über die Jahrzehnte immer wieder in verschiedenen Variationen vertreten hat, lautete: Das Geistige siegt über das Materielle! Ein weiterer Leitsatz seines Denkens, dem er unter anderem in seinem 1934 erschienenen Hauptwerk „Revolte gegen die moderne Welt“ breiten Raum widmete, stellt die These einer naturgegebenen Entwicklung des geistigen, kulturellen und ethischen Niedergangs der Menschheit seit der Antike dar.

Evola hegte Sympathien für den italienischen Faschismus, vor allem wegen dessen Ablehnung von Kommunismus und Amerikanismus. Seine „faschistische Rassenlehre“ legt einen eher geistigen denn biologischen Rassenbegriff zugrunde, weshalb er in Deutschland nie offiziell von der NS-Führung unterstützt, sondern lediglich als Vortragsredner geduldet wurde. Der Nationalsozialismus war dem Italiener zu „modernistisch“, allerdings konnte er sich mit dem „Ordensstaat“-Konzept der SS durchaus anfreunden. Anfang der 50er-Jahre wurde er wegen „Bildung einer faschistischen Verschwörung“ angeklagt, in dem Aufsehen erregenden Prozess allerdings freigesprochen. Julius Evola starb 1974 in seiner Heimatstadt Rom.

In „Das Doppelantlitz des Nationalismus“ (1932) kritisiert Evola am klassischen Nationalismus, dass dieser ausschließlich die Nation, also die biologische Basis als verbindendes Element sehe und nicht beziehungsweise zu wenig auf die geistige Sphäre abstelle. Dennoch könne der Nationalismus im Vergleich zur „formlosen Masse ‚Menschheit‘“ einen ersten Fortschritt darstellen. In weiteren Aufsätzen aus den 30er-Jahren stellt der esoterische Denker anhand zahlreicher Beispiele dar, dass das Sakrale und Kämpferische über die Jahrhunderte immer mehr einer Profanität und einem Hedonismus gewichen sei. Interessant sind auch seine Ausführungen in „Die rote Fahne“ (1933), wonach das Rot der Sonne und des Feuers von marxistischer Demagogie usurpiert werde.

Mit Beginn des großen Völkerringens schrieb Evola mehrere Aufsätze zum Thema Krieg und Soldatentum. In der Untersuchung „Über die alt-arische Auffassung des Sieges und des ‚Heiligen Kampfes‘“ (1939) beschreibt der Philosoph seine der islamischen Lehre entlehnte These vom „großen“ und „kleinen“ Heiligen Krieg. Während der physisch ausgetragene Kampf lediglich den „kleinen“ Heiligen Krieg darstelle, gehöre der „große“ Heilige Krieg der geistigen Ordnung an. Demnach sei der physische Sieg also nur der Ausdruck eines geistigen Sieges. Den Krieg bezeichnet Evola als „Weg zu einer höheren Lebensform und Prüfung der göttlichen Sendung eines Volkes“. In „Reich und Imperium als Elemente der neuen europäischen Ordnung“ (1942) erteilt der Italiener dem Nationalstaatsgedanken eine Absage und tritt stattdessen für ein Denken in Großräumen beziehungsweise „imperialen Ganzheiten“ ein. So schwebt ihm für Europa ein römisch-arisches und ein nordisch-germanisches Reich vor.

Nach dem Krieg widmete sich Evola in seinen Aufsätzen, zum Beispiel für die Zeitschrift „Nation Europa“, dem Gedanken einer europäischen Einigung, die vor allem eine „organische Einheit“ bilden müsse. Kurz vor seinem Tod schlug er in „Der Orden der Eisenkrone“ (1973) die Gründung eines Ordens auf geistiger Grundlage vor, der die Elite einer kommenden, besseren Zeit in seinen Reihen vereinigen solle.

Wie eingangs erwähnt, war Julius Evola sicherlich einer der bedeutendsten, aber zurecht auch einer der umstrittensten Denker des 20. Jahrhunderts. Die Aufsatzsammlung gewährt einen fundierten Einblick in seine über Jahrzehnte weiterentwickelten Grundgedanken und bietet einen exzellenten Einstieg für die tiefere Befassung mit den Werken dieses wohl bekanntesten Philosophen des Faschismus.

Erstveröffentlichung in N.S. Heute #8

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