Vor fast 40 Jahren, am 15. Januar 1983, vereinigten sich die „Nationalen Aktivisten“ (NA) mit der „Aktionsfront Nationaler Sozialisten“ (ANS) zur ANS/NA. Unser Autor Arndt-Heinz Marx ist das letzte noch lebende Mitglied des ehemaligen „Triumvirats“ der ANS/NA, das aus Marx, Michael Kühnen und Thomas Brehl bestand. Im folgenden Beitrag beschreibt der Autor, wie er die Gründungsphase der NA erlebte, welches strategische Konzept sich hinter dieser Organisation verbarg und wie es nach Kühnens Haftentlassung zum Zusammenschluss mit der ANS kam. Ein Beitrag zur Aufarbeitung der Bewegungsgeschichte.
Rechtlicher Hinweis: Der abgedruckte Text stellt einen Beitrag zur Aufarbeitung der Zeitgeschichte dar. Für die Ziele der verbotenen und aufgelösten ANS/NA wird hierdurch ausdrücklich nicht geworben.
Im Grunde waren die Nationalen Aktivisten von Brehl und Marx tatsächlich die Vorläufer der heutigen „freien Kameradschaften“. (Aus Werner Bräuninger – Kühnen: Porträt einer deutschen Karriere, S. 124.)
Kameradschaftsabende in Frankfurt-Harheim
Nun, wie begann das damals… Es liegt jetzt schon 40 Jahre zurück. Man muss tatsächlich manchmal angestrengt nachdenken, um sich an kleine, aber wichtige Einzelheiten zu erinnern.
Sommer 1981. Der Libanon lag hinter mir. Man konnte froh sein, diesem Alptraum im Nahen Osten lebend entronnen zu sein. Nach meiner Rückkehr wurde ich schon von der „Frankfurter Szene“ in Empfang genommen. Ich erneuerte meine Mitgliedschaft bei der HNG [Hilfsgemeinschaft für nationale politische Gefangene und deren Angehörige – Anm. d. Red.] und trat in die VSBD [Volkssozialistische Bewegung Deutschlands – Anm. d. Red.] ein. Doch die wurde einige Monate später schon verboten. Im Spätjahr 1981 traf ich mich viel mit Walter Kexel, der damals in Frankfurt die VSBD anführte. Im Dezember 1981 besuchten wir noch gemeinsam eine Aufführung des „Tannhäuser“ in Frankfurt. Bald darauf kreuzte sein Weg den von Odfried Hepp. Da nahm für Walter das Verhängnis seinen Lauf. Nach dem Verbot der VSBD und dem Abfall von Walter Kexel zu Hepp, die beide das Traktat „Abschied vom Hitlerismus“ veröffentlichten, wurde es etwas still in Frankfurt.
Ich besuchte die Feierlichkeiten in Mainz und das Sommerfest der HNG im Jahre 1982. Dort fiel mir zum ersten Mal Thomas Brehl auf, der eine ausgemusterte Khaki-Jacke der Luftwaffe zu einer mit Phantasieabzeichen versehenen Goldfasanenjacke umgemodelt hatte und stolz damit herumlief. Auch bei der Sonnenwendfeier 1982 in Mainz sah ich Thomas Brehl wieder. Jedoch kamen wir damals noch nicht persönlich in Kontakt. Man musterte sich nur ab und zu kurz auf Sichtweite.
Irgendwann im Herbst 1982 bekam ich einen Anruf aus Frankfurt. Ich glaube, es war Peter Müller. Er sagte mir, dass eine neue nationale Gruppe in Frankfurt im Entstehen sei, die Aktionsbündnisse mit anderen nationalen Gruppen eingehen will. Ich solle doch mal vorbeikommen, es täte sich wieder einiges. Gesagt, getan. Man traf sich damals im Restaurant „Wienerwald“ hinter der Katharinenkirche, gegenüber der Hauptwache. Da sah ich auch wieder das ein oder andere bekannte Gesicht von früher. An diesem Abend war auch Thomas Brehl da. Ich merkte bald, dass er eine große Leidenschaft für Abzeichen und Stempel hatte. In einer Fahnenstickerei in Fulda ließ er unter anderem damals das Abzeichen fertigen, das als Emblem von der NA und dann später von der ANS/NA übernommen wurde: eine stilisierte Sigrune vor schwarz-weiß-rotem Hintergrund.
Thomas Brehl und ich verstanden uns auf Anhieb und die Treffen wurden in der Kneipe „Zum Kuhstall“ im Frankfurter Vorort Harheim feuchtfröhlich fortgesetzt. Es war noch eine richtige Bierkneipe, wie sie heute immer seltener werden, mit Musikbox und Flipperautomat. Neben dem Gastraum war noch ein etwas schmälerer Raum mit einem langen Tisch für gesellige Treffen. Den nahmen wir immer in Beschlag. Der Wirt, ein Grieche, wurde von uns nur „Pascal“ genannt, weil sein richtiger Vorname unaussprechlich war. Ich erinnere mich heute noch an die guten Jägerschnitzel, die er kochte.
Im „Kuhstall“ wurde so richtig die Sau rausgelassen. Hier wurde gesungen, gelacht, gegröhlt, aber auch ernsthafte Gespräche geführt und Pläne geschmiedet. Wir machten öffentliche Flugblattaktionen und hinterher wurde immer ein zünftiger Kameradschaftsabend in der Kneipe abgehalten, bei denen der Inhalt etlicher Bembel Apfelwein vernichtet wurde. Letztlich war man ja in Frankfurt am Main.
Ein V-Mann wird eingeschleust
Aber auch in einer vorerst im Kleinen entstehenden nationalen Gruppierung hatte das System schon seinen V-Mann hineingepflanzt. Mir stellte sich ein langer, schmaler, blonder Bayer unter dem Namen Max Motschmann vor, der schon vor meiner Teilnahme an den Aktivitäten Mitglied der Gruppe gewesen war. Er sagte mir, er sei Angehöriger der WSG [Wehrsportgruppe Hoffmann – Anm. d. Red.] in Neuburg unter Anton Pfahler gewesen. Er kannte viele Leute beim Namen, auch Spitznamen, und erzählte einiges über frühere Übungen. Ich hegte zuerst keinen Verdacht und wusste damals auch nicht, wen ich in Neuburg zwecks Nachfrage kontaktieren sollte. Die WSG war seit fast zwei Jahren verboten. Außerdem wollten wir aus der konspirativen Ecke raus und in die Öffentlichkeit. An Abwehrmaßnahmen gegen Spitzel und V-Leute dachten wir bei unserer euphorischen Aufbauphase auch nicht. Wir waren da noch viel zu unbedarft in diesen Dingen. Sollte das System doch herumspitzeln, illegale Aktivitäten standen eh nicht auf dem Programm. Unsere Weste war weiß.
Dieser Motschmann erzählte, dass er in der Fliegerei tätig sei, angeblich war er so eine Art Lufttaxifahrer und flog mit einer Cessna irgendwelche Geschäftsleute herum. Auf jeden Fall wurden seine Storys von uns immer belächelt, da sie sehr nach Aufschneiderei klangen. Er hätte auch mal den damaligen Bundesinnenminister Zimmermann nach Bonn geflogen. Irgendwann kam es dann zu irgendwelchen Ungereimtheiten, ich weiß nicht mehr welche es waren, bei denen wir misstrauisch wurden. Mit Motschmann schien irgendetwas nicht zu stimmen. Wir ließen ihn weiter an der langen Leine laufen und machten uns weiterhin über ihn lustig.
Da bekam ich einen Anruf vom Leiter der Frankfurter Redaktion einer großen deutschen Illustrierten. Ich kannte ihn schon seit ein paar Jahren. Er wollte sich mit mir treffen. Wir hatten damals schon unsere Pressekontakte nach dem Motto: „Auch negative Propaganda ist Propaganda. Hauptsache man redet über uns.“
Ich traf mich abends mit ihm konspirativ in einer Kneipe in der Frankfurter Innenstadt. Er wollte von mir wissen, wann wir wieder mal eine öffentliche Aktion machen würden, zu der er Fotografen schicken könne. Kein Problem, die Info bekam er. Dann sagte er mir, er hätte da etwas für mich. Wir hätten einen Maulwurf unter uns. Er schrieb etwas auf einen Bierdeckel und schob ihn mir über den Tisch zu. Auf dem Bierdeckel stand: „Max Motschmann“. Daraufhin war alles klar. Woher er die Info hatte, sagte er mir damals nicht. Wenig später kam in den Nachrichten, dass bei dem Leiter der Frankfurter Redaktion einer bestimmten Illustrierten eine Hausdurchsuchung stattfand, da er von einer Sekretärin des BKA vertrauliche Unterlagen zugespielt bekommen habe…
Max Motschmann verabschiedete sich offiziell in Mainz bei einem Kameradschaftsabend von uns allen, da er einen tollen Job in Dschidda, Saudi-Arabien, angenommen hätte. Wir haben nie wieder von ihm gehört.
Das Konzept der unabhängigen Kameradschaften
Nach diesem Agententhriller nun zurück zur NA. Thomas Brehl und ich saßen an einem zünftigen Kameradschaftsabend im Nebenraum vom „Kuhstall“ bei einem Bembel Äppelwoi und er fragte mich, wie wir unsere Taktik für die Zukunft festlegen wollen. Daraufhin sagte ich ihm wörtlich – und nun kommt der Schlüsselsatz, der das hervorgebracht hat, was es heute unter dem Begriff „Freie Kameradschaften“ noch gibt: „Wir gründen unabhängige Kameradschaften nationaler Aktivisten auf regionaler Ebene.“
Das war die Initialzündung! Als ich den Satz sagte, erscholl von der Musikbox aus dem Gastraum der damals populäre Hit „Words don‘t come easy“ von F. R. David. Im Gegensatz zu diesem Schnulzentext kamen mir die Worte aber leicht und locker über die Lippen. Ich benutzte damals das Wort „unabhängig“, heute sagt man „frei“, in den 90er-Jahren benutzte man auch oft das Wort „autonom“. Von der Bedeutung her ist alles dasselbe. Weiterhin sagte ich zu Thomas: „Die Kameradschaften müssen wie Quallen sein, die man nicht greifen kann. Wir müssen vorgehen wie Partisanen, wie Freischärler.“
Also keine feste Struktur, keine einheitliche Uniform. Das einzige, was uns verband, war das Sigrunen-Emblem. Das hätte man früher oder später verbieten können, aber die Kameradschaften ohne feste Organisationsstruktur nicht. Thomas sagte noch: „Das ist die Idee!“ Weiterhin sagte er zu mir: „Wenn Kühnen aus dem Knast kommt, wird er sich mit unserer Konzeption abfinden müssen. Lasse Dich von dem nicht gleich über den Tisch ziehen. Wir bleiben bei unserer Sache. Er wird sich uns anpassen oder seine eigene Sache machen müssen. Auf jeden Fall muss er erst einmal mit uns verhandeln.“ – Aber ausgerechnet Thomas war es dann, der sich sofort auf Gedeih und Verderb Kühnen unterwarf.
Braunhemd und Lederjacke
Was die Bekleidung anging, man sieht es auf den historischen Fotos, war zivil oder Räuberzivil vorherrschend. Der eine oder andere, ich selbst auch, trug eine ausgemusterte khakifarbene britische Battledress-Jacke, im Volksmund als „Eisenhowerjacke“ bekannt. Nur Thomas hatte sich damals schon seine Goldfasanenjacke zugelegt und trug meistens ein Braunhemd mit schwarzer Krawatte.
Eines Tages sagte Thomas mir, dass Heribert Schwan vom WDR mit ihm Kontakt aufgenommen hätte. Bei Heribert Schwan handelte es sich übrigens um den späteren Kohl-Biographen. Dieser wolle einen Film über die rechte Szene drehen und wolle auch mit uns Aufnahmen machen. Thomas sagte noch: „Das wird unser Durchbruch!“ Am 20. November 1982 fanden dann die Dreharbeiten im „Kuhstall“ und an der Frankfurter Hauptwache statt.
Also, so eine Show, wie ich sie damals hinlegte, würde ich heute nicht mehr abziehen. Aber damals war man noch einige Jahrzehnte jünger. Dann wurde herumgequatscht, ich hätte im Film ein Western- oder Cowboyhemd getragen. Alles Käse. Ich trug einen britischen Armeepullover aus den 60er-Jahren (den bekam ich einmal von einem englischen Kameraden), darunter trug ich ein dunkelblaues Falange-Hemd (das brachte mir mal ein italienischer Kamerad aus Spanien mit – ach, wie multikulturell wir doch damals schon waren), dazu trug ich schwarze Breeches und Schaftstiefel. Bei der gefilmten Flugblattaktion an der Hauptwache trug ich dazu einen olivfarbenen Trenchcoat der US-Army. Kein grüner Ledermantel, wie es dann oft hieß. Thomas trug sein Braunhemd und eine schwarze Cordhose.
Der Titel der Dokumentation, die dann im Januar 1983 ausgestrahlt wurde, hieß „Die verdrängte Gefahr“. Die Doku wurde zu einem Kultfilm in der Szene. Der Tag der Dreharbeiten, der 20. November 1982, wurde dann auch das offizielle Gründungsdatum der „Nationalen Aktivisten“ (NA). Thomas stiftete dazu ein Erinnerungsabzeichen. Es war ein großer Aufbruch. Es gab drei Stammkameradschaften der NA zu dieser Zeit, nämlich Fulda, Frankfurt und Nagold. Dazu bundesweit einige Stützpunkte.
Kühnens Haftentlassung und Zusammenschluss zur ANS/NA
Dann wurde Ende 1982 Kühnen aus der Haft entlassen. Das erste Zusammentreffen mit Kühnen war bei der Wintersonnenwendfeier 1982 in Mainz-Gonsenheim. Er entzündete das Sonnenwendfeuer und ein paar Minuten später war das Müllersche Anwesen voller Polizei. Razzia! Auf dem nebenan befindlichen Grundstück fuhr die BePo [Bereitschaftspolizei – Anm. d. Red.] einen Scheinwerferwagen auf, der alles in taghelles Licht tauchte. Ein paar andere und ich hatten das Pech, keinen Personalausweis eingesteckt zu haben. Ab in die grüne Minna zur Personalienfeststellung auf‘s Polizeipräsidium. Also verbrachte ich die Nacht im damals neuen Mainzer PP in einer Zelle und zählte die Kacheln. Vorher war natürlich erst einmal eine ED-Behandlung angesagt, Klavierspielen und Fotos für‘s Familienalbum.
Am nächsten Morgen wurde ich entlassen. Die Nacht in der Zelle war Schikane, die wussten genau wer ich war. Ab ins Taxi und zurück nach Gonsenheim. Begrüßung mit großem Hallo, man machte gerade Frühschoppen. Thomas sagte mir: „Arndt, die Sache ist klargemacht. Habe alles mit Michael besprochen. Wir schließen uns mit der ANS zusammen.“ Eines Teils war ich verblüfft, dass Thomas so schnell eingeknickt war, andererseits ließ ich mich vom Sog der Aufbruchstimmung und dem kommenden Medienrummel um uns mitreißen. Jetzt ging alles Schlag auf Schlag. Bereits am 15. Januar 1983 begingen wir öffentlich mit Medienpräsenz die Vereinigung der NA mit der ANS zur ANS/NA in der Gaststätte „Zur Rennbahn“ in Frankfurt-Niederrad. Dann kam all das, was am Anfang gar nicht geplant war. Einheitliche Organisationsstruktur, Uniform etc., die Umwandlung zu einer feststrukturierten Kaderorganisation. Kühnen, Brehl und ich bildeten das Triumvirat. Für das System war es kein Problem mehr, uns nach dem Vereinsgesetz früher oder später zu verbieten.
Im Prinzip hatten wir damals mit der NA für Kühnen den Teppich zu seiner bundesweiten Expansion ausgerollt. Kühnen selbst verfügte nach seiner Haftentlassung nur über die Reste seiner ANS in Hamburg, die sich erst neu formieren musste, sowie über eine ANS-Kameradschaft unter Jürgen Bock in Würzburg. Hätte es die NA und damit die Vorarbeit von Thomas Brehl und mir nicht gegeben, so hätte Kühnen erst einmal größere Anlaufschwierigkeiten gehabt, besonders in organisatorischer Hinsicht.
Allein mein Wirkungskreis erstreckte sich über das gesamte Rhein-Main-Gebiet. Von Rüsselsheim über Frankfurt als Mittelpunkt bis nach Hanau. Zwei Institutionen, die ich zuerst im Rhein-Main-Gebiet aufbaute, wurden dann bundesweit als Organisationskonzept für die gesamte ANS/NA übernommen: das waren der „Mädelbund“ und die „Stabswache“. Der „Mädelbund“ der ehemaligen ANS/NA war der Vorläufer der heutigen nationalen Frauenorganisationen und die „Stabswache“ war die Urzelle vieler heutiger Ordnerdienste.
Das Zusammengehen der beiden Organisationen zur ANS/NA barg auch Konflikte. Der von Kühnen verordnete „Röhm-Kurs“ und die immer mehr ausufernden Sauforgien von Thomas gingen mir langsam auf den Keks. Aber das ist alles wieder eine andere Geschichte…
Arndt-Heinz Marx, Jahrgang 1957, 1976-80 Unterführer bei der Wehrsportgruppe Hoffmann, 1979 Gründungsmitglied der HNG, 1980-81 Paramilitär im Libanon. 1982 zusammen mit Thomas Brehl Mitgründer der Nationalisten Aktivsten (NA), 1983 Zusammenschluss zur ANS/NA, Angehöriger des Triumvirats zusammen mit Brehl und Michael Kühnen, schließlich Zerwürfnis mit Kühnen wegen dessen „Röhm-Kurses“. 1990-94 Mitglied der FAP, dort unter anderem stellvertretender Bundesvorsitzender und Leiter des Referats für Informations- und Nachrichtendienst. 1994 ohne Abstriche an politischer Überzeugung und Haltung Rückzug ins Berufs- und Privatleben, seitdem politischer Ruheständler. Heutige politische Leitbilder: der frühe und der späte Benito Mussolini sowie Sir Oswald Mosley.
Erstveröffentlichung in N.S. Heute #9
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Klasse Artikel,kommt in meinen kleinen nachrichtenkanal!