30 Fragen an… Michael Brück

1. Gab es ein – politisches oder persönliches – Ereignis, das Dich für Deinen weltanschaulichen Werdegang geprägt hat?

Mit 13 wurde ich von der Mutter eines Freundes, den ich mit „rechter“ Musik versorgt hatte, beim Staatsschutz denunziert, woraufhin meine Eltern und ich zu einem Gespräch über die „Gefahr des Abrutschens in die rechte Szene“ vorgeladen wurden. Meine Eltern waren natürlich sehr begeistert. Ich hatte jedoch vorher im Internet gelesen, dass es keine Kooperation mit Vertretern des Staates gibt und mit ihnen am besten nicht gesprochen wird. Meine Eltern schliffen mich zwar mit auf das Polizeipräsidium, ich zog diese Verweigerungshaltung dort aber konsequent durch und verweigerte jedes Gespräch. Für mein Alter habe ich damit offenbar auch einen bleibenden Eindruck hinterlassen, einer der Staatsschützer äußerte am Ende, dass sie nach dem „Gespräch“ einen Vermerk über meine politische Prognose anlegen würden und ich mir denken könne, wie diese ausfallen würde. Fünf Jahre später, nachdem ich „richtig“ durchgestartet war, stand dieser Staatsschützer übrigens bei meiner ersten Hausdurchsuchung (dafür ist er eigens von Köln nach Dortmund angereist, wo ich kurz zuvor hingezogen war, das Verfahren wurde aber noch von der Staatsanwaltschaft Köln geführt) morgens in der Tür. Na, so ein Wiedersehen aber auch!

2. Was fehlt unserem Volk heute am meisten?

Eine politische Krise, die alle Bevölkerungsschichten gleichermaßen trifft und als Weckruf dient, damit sich die konsumierende und wohlstandsverblendete Masse bewusst wird, in welcher Situation wir uns durch ihre Passivität heute befinden. Danach beginnt vielleicht die Gesundung des Volkes.

3. Kameradschaft bedeutet für mich…

…selbst mit der Opferbereitschaft und dem täglichen Einsatz heranzugehen, den ich von jedem meiner Mitstreiter auch erwarte. Ich würde nie etwas von einem Kameraden verlangen, was ich nicht selbst zu tun auch bereit wäre. Auf der anderen Seite habe ich aber auch kein Verständnis für faule Ausreden bei Dingen, die von mir ganz selbstverständlich erledigt werden. Kameradschaft zeigt sich nicht in Worten, sondern in Taten.

4. Was war Deine größte politische Enttäuschung?

Die Erkenntnis, dass politische Gruppen und Bewegungen nicht linear wachsen. Als ich politisch aktiv wurde, war es eine Zeit des Aufschwungs. Die Teilnehmerzahlen der Proteste stiegen von Jahr zu Jahr, die Ergebnisse rechter Parteien (damals vor allem der NPD) wuchsen fast überall an. Ich dachte mir: Wenn das so weitergeht, kommt bald der Wendepunkt. Naja, falsch gedacht, Widerstand ist wellenförmig.

5. Welcher Mensch hat Dich besonders geprägt?

Persönlich sicherlich mein Großvater, der mir auch (ungewollt) früh einen positiven Bezug zum eigenen Vaterland vermittelt hat. Politisch habe ich in meiner Jugend sehr viel von Dennis Giemsch und später von Christian Worch gelernt. Ersterer hat mich nicht wenige Male mein Verhalten selbst reflektieren lassen und damit zu einer Weiterentwicklung meiner Persönlichkeit beigetragen, von Christian Worch habe ich von juristischen Dingen bis zum Aufbau politischer Organisationen viel gelernt. Unabhängig davon, wie umstritten Worch für die ein oder andere Aktion auch ist, sein selbstloser Einsatz für die nationale Sache hat mir stets imponiert und ist bis heute ein charakterliches Vorbild für Zuverlässigkeit und Aufopferungsbereitschaft.

6. Welche politischen Ansichten hast Du im Laufe der Zeit über Bord geworfen?

Die Umsetzung einer „reinen Lehre“ klingt zwar schön, aber ist leider nicht allzu realistisch. Ich denke heutzutage sicherlich weniger dogmatisch als vor 15 Jahren, was sich auch bei meinen politischen Kooperationspartnern widerspiegelt. Früher hätte ich einige davon sicherlich aktiv bekämpft.

7. Warst Du in Deiner Schulzeit eher beliebt oder unbeliebt – und was hast Du politisch daraus gelernt?    
Bis zum Beginn meiner politischen „Karriere“ (die ging in der 7. Klasse los) war ich gut integriert. Das hat schlagartig nachgelassen, als ich versucht habe, meine Mitschüler zu missionieren. Zum Ende meiner Schulzeit war ich nur noch körperlich anwesend, aber gedanklich bereits in den Weiten des Widerstandes unterwegs, denen ich mich ab Schulschluss gänzlich widmen konnte. Politisch hat es mir am ehesten gezeigt, dass eine breite Masse politisch desinteressierter Menschen nicht zu erreichen ist. Das ist Zeitverschwendung.

8. Könntest Du Dir vorstellen, jemanden zu lieben, der politisch eine vollkommen andere Meinung vertritt als Du?

Grundsätzlich sehe ich da kein Problem. Ich hatte schon unpolitische Freundinnen und in Dortmund sogar einmal mit einer Aktivistin der linken Szene angebandelt – dieses Intermezzo habe ich aber dann aus Sicherheitsgründen nicht weiterverfolgt. Es wäre eigentlich eine spanende Erfahrung gewesen, ob auf mich wirklich irgendwann ein Hinterhalt ihrer Genossen gelauert hätte. Vermutlich nicht, denn ich habe mit der Dame bis heute sporadischen Kontakt und wahrscheinlich war meine Sorge unbegründet. Aber das weiß man ja vorher nicht 🙂

9. Was ist Dein größtes Laster?

Ich verbringe eindeutig zu viel Tageszeit damit, mein Mobiltelefon zu benutzen.

10. Beschreibe Deine Lebenseinstellung in einem Satz.

Mit jeder Tür, die sich schließt, öffnet sich eine neue.



11. Welchen persönlichen Wunsch möchtest Du Dir erfüllen?

Irgendwann die Zeit zu haben, ohne Terminstress monatelang die Welt zu bereisen. Leider sieht es in den nächsten Jahren nicht danach aus, als wäre ich hier verzichtbar. Aber ich darf ja noch träumen 🙂

12. Nenne ein politisches Buch, das man gelesen haben muss.

„Zwischen Weiß und Rot“ aus der Sibirischen Trilogie von Edwin Erich Dwinger. Generell alle politischen Bücher von Dwinger. In einer Zeit, wo in Deutschland wieder gegen Russland mobilgemacht wird, hilft dieses Buch, die Geschichte Russlands zu verstehen und daraus Lehren für die heutige Zeit zu ziehen.

13. Nenne einen Film, den man gesehen haben muss.

Ich schaue selten Filme und wenn, vergesse ich meistens die Namen. Der letzte Film, den ich mir angesehen habe (zusammen mit ein paar Kommunisten) war „Ernst Thälmann – Sohn seiner Klasse“. Der zweite Teil, „Führer seiner Klasse“, ist dann demnächst dran. Ist natürlich komplette DDR-Propaganda, aber unterhaltsam. Die anderen Propagandafilme, die ein paar Jahre älter sind, darf ich ja nicht bewerben.

14. Welche politische Phrase hängt Dir am meisten zum Halse heraus?

„Bald kommt Tag X, dann bricht hier alles zusammen.“ – Na klar, das habe ich schon mit 13 Jahren gehört, mittlerweile bin ich 34 und „Tag X“ hat sich immer noch nicht blicken lassen. Politische Veränderungen im 21. Jahrhundert kommen nicht durch plötzliche Barrikadenkämpfe, sondern durch Vorfeldarbeit und stetige Umwälzungen. Wer auf Tag X wartet, sollte seine Wartezeit nutzen, sich stattdessen sinnvoll in regelmäßiger politischer Arbeit zu betätigen. So vergeht die Wartezeit sicherlich auch schneller 🙂

15. Angenommen, der deutsche Volksstaat, wie wir ihn anstreben, wäre morgen plötzlich Realität. Welche Aufgabe würdest Du in einem freien Deutschland am liebsten übernehmen?
Bis zum Sieg des sächsischen Separatismus geht der Widerstand natürlich weiter. Aber Spaß beiseite: Wahrscheinlich wäre ich innerhalb kürzester Zeit wieder in Opposition, weil mir die Abläufe im deutschen Volksstaat nicht passen würden. Mit Glück werde ich als Dissident nur verbannt, mit Pech droht mir auch Schlimmeres. Aber das ist das Schicksal von Berufsquerulanten, die passen eigentlich in kein System. In der Anfangszeit könnte ich mich aber durchaus damit anfreunden, im Bereich der Aufarbeitung des in den Jahren seit 1949 begangenen Unrechtes eingesetzt zu werden. Es gibt schließlich viele Täter, die sich zu verantworten haben werden.

16. Plan- oder Marktwirtschaft?

Soziale Marktwirtschaft. Zuviel Staat ist für die Wirtschaft nicht förderlich, aber etwas soziale Kontrolle sollte noch bestehen. Ich wurde ja vor einiger Zeit bei einem Vortrag als „Libertärer“ beworben, das geht mir dann doch etwas zu weit. Also keine Sorge 🙂

17. Was ist Dein Lieblings-Reiseziel innerhalb Deutschlands?

Mittlerweile Dortmund-Dorstfeld. Früher hieß es „Leben, wo andere Überstunden schieben“. Heute freue ich mich auf die kurzen Besuche alle paar Wochen, es sind ja doch viele Erinnerungen mit den Straßen rund um den Wilhelmplatz verbunden. Außerdem freut sich mein Freund Martin W. über Besuch, er ist ohne mich sehr einsam und ich sehe mich dort in einer sozialen Verantwortung.

18. Welche ausländische Kultur beeindruckt Dich?

Die iranische beziehungsweise persische Kultur hat mich schon immer fasziniert. Auch ein Land auf der Liste meiner Reiseziele, das ich besuchen möchte, sobald es die Zeit irgendwann zulässt.

19. In welchem Jahr würdest Du am liebsten leben wollen?

Eigentlich bin ich ganz zufrieden, in der heutigen Zeit zu leben. Es warten schließlich noch genug Aufgaben auf uns. Wenn ich alt bin, kann ich rückblickend beurteilen, ob eine andere Zeit besser gewesen wäre. Natürlich hätte ich gerne ein paar spannende geschichtliche Dinge miterlebt. Aber wer sagt, dass es in den nächsten Jahren und Jahrzehnten langweilig wird?

20. Mit welcher historischen Persönlichkeit würdest Du gerne ein Gespräch führen?
Mit dem Bruder Nr. 1, Pol Pot, würde ich mich gerne darüber austauschen, wie er rückblickend das kommunistische Experiment in Kambodscha bewertet und wie er sich erklären kann, dass die Weltrevolution trotz seiner innovativen Ideen, die selbst unter Kommunisten ihresgleichen suchen, ausgeblieben ist.

21. Wo hat der Nationale Widerstand die größten Defizite?

Das größte Defizit des Nationalen Widerstandes ist derzeit, nicht zu erkennen, dass es überhaupt keinen Nationalen Widerstand in seiner klassischen Form mehr gibt und sich das politisch rechte Spektrum in den letzten 15 Jahren vollständig gewandelt hat. Wer das nicht erkennt, kann sich in der neuen Rollenverteilung, die viele Potentiale und Anknüpfungspunkte bietet, nicht sinnvoll einbringen.

22. Und wo hat der Nationale Widerstand seine Stärken?

Wer die Schule des Nationalen Widerstandes durchlaufen hat, verfügt meistens über einen klaren Wertekompass im Umgang mit staatlichen Organen und den Repressionsmaßnahmen des Systems. Davon können sich viele Initiativen in der patriotischen Mischszene ebenso eine große Scheibe abschneiden, wie anpolitisierte Fußballgruppen usw. – was ich da in den letzten Jahren an Naivität und Dilettantismus beim Themenfeld Repressionsabwehr / Repressionsaufarbeitung mitbekommen habe, hat mich nicht selten kopfschüttelnd zurückgelassen.

23. Ist die AfD Teil des Problems oder Teil der Lösung?

Sie ist ein guter Durchlauferhitzer für sich zunehmend radikalisierende Bürger. Einige Mitstreiter in der AfD sind durchaus Teil der Lösung und vielleicht wird ihre Rolle in der Bundespartei in den nächsten Jahren größer, gerade aus dem „neurechten“ Umfeld gibt es dort Hoffnung. Ein nicht unerheblicher Teil der AfD-Mandatsträger wäre jedoch vor 20-30 Jahren in der CDU gewesen (oder war es sogar) und ist charakterlich dazu passend sozialisiert. Diese Menschen sind natürlich Teil des Problems und durch ihren aufgesetzten Patriotismus sogar zersetzender, als der „klassische“ politische Gegner von links.

24. Was würdest Du gegenüber Deinen Kameraden niemals tun?

Ich würde mich nie von politischen Weggefährten distanzieren, um dadurch mein eigenes politisches Vorankommen zu verbessern. Leider gibt es einige Zeitgenossen, die ihre „Laufbahn“ im NW ausblenden wollen, damit sie ihnen nicht an neuen Schauplätzen auf die Füße fällt. Politische Einstellungen ändern sich und entwickeln sich weiter, aber jeder sollte rückblickend zu dem stehen, was er vertreten hat. Und dazu gehören auch die Kameraden, die diesen Weg teils über Jahre oder sogar Jahrzehnte mit einem gegangen sind.

25. Wie viele Ausgaben der N.S. Heute hast Du bis jetzt gelesen – und was gefällt Dir an der Zeitschrift am besten?

In der Hand hatte ich jede einzelne Ausgabe (gut, eine Zeit lang habe ich ja auch beim Eintüten der Zeitungen mitgeholfen). Gelesen habe ich aber immer nur quer, was mich interessiert hat. In der Regel Interviews mit interessanten Persönlichkeiten oder die bewegungsgeschichtlichen Rückblicke. Und die „30 Fragen“ habe ich in keinem Heft verpasst 🙂

26. Welches Gedicht kannst Du auswendig aufsagen?

Komplett auswendig, gute Frage. „Lützows wilde Jagd“ von Theodor Körner wurde einst als Gedicht geschrieben, später bekanntlich als Lied vertont. Das sollte ich in Gänze hinbekommen. Bei anderen wird es irgendwann etwas holprig 🙂

27. Das Wichtigste in meinem Leben ist…

…für eine Sache zu brennen. Wer seine Ziele nicht mit hohem Einsatz und Leidenschaft verfolgt, scheitert. Das muss nicht immer angenehm sein, aber vor mir hatten viele Generationen, die für ihre Idealvorstellungen eingetreten sind, sicherlich ein deutlich schwierigeres Leben. Das sollten wir bei allen berechtigten Beschwerden über die heutige Zeit nicht vergessen.

28. Wenn ich 80 bin, möchte ich…

…Zeitzeugenvorträge vor Schulklassen halten, die gebannt meinen Ausführungen über das düstere Kapitel deutscher Geschichte lauschen, in das ich einst hineingeboren wurde. Ich möchte eine Jugend sehen, die sich nicht vorstellen kann, wie würdelos und gedemütigt ein Volk jahrzehntelang gelebt hat, ehe die politische Erneuerung den Menschen wieder einen Bezug zu Heimat, Kultur und Tradition gegeben hat.

29. In welchen Momenten machst Du Dir um Deutschland die größten Sorgen?

Die Sorgen sind eigentlich relativ konstant, vom Aufstehen bis zum Schlafengehen. Und vermutlich auch in meinen Träumen, aber die habe ich am nächsten Tag meist vergessen.

30. Was gibt Dir Hoffnung?

Die hypothetische Möglichkeit, dass es durch glückliche Zufälle doch noch eine Wendung geben könnte. Oder eine schicksalhafte Fügung. Rational müsste nämlich jede Hoffnung begraben werden, aber das wäre selbst für einen Pessimisten wie mich eine zu düstere Prognose. Und einen Funken Hoffnung sollten wir schließlich immer behalten, sonst ist es auch schwer, sich für den politischen Einsatz zu motivieren. Da könnten wir sonst gleich auswandern und unser Leben irgendwo am Strand genießen.

Michael Brück wurde 1990 in Bergisch Gladbach bei Köln geboren und war seit seinem 15. Lebensjahr in verschiedenen Gruppen der Region aktiv. Nach kurzen Zwischenstationen bei der JN und NPD baute er die Aktionsgruppe Rheinland auf, ein Zusammenschluss verschiedener Gruppierungen aus dem Spektrum der Autonomen Nationalisten. 2008 zog er nach Dortmund und war dort bis zum Verbot im Jahr 2012 Aktivist beim „Nationalen Widerstand Dortmund“ (NWDO). Brück war in verschiedenen Funktionen, u.a. zeitweilig als einer von zwei Bundesvorsitzenden, in der Partei DIE RECHTE aktiv, für die er zwischen 2015 und 2020 im Dortmunder Stadtrat saß. Im Herbst 2020 zog es Brück nach Chemnitz, seither unterstützt er den Aufbau der Anfang 2021 gegründeten Sammlungsbewegung FREIE SACHSEN.

Erstveröffentlichung in N.S. Heute #39

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